So, Leute, um die Extra-Punkte beim Flussschwimmen einzuheimsen, muss ich einen Wettkampfbericht verfassen, wie ich heute erfuhr. Hier ist er:
FMMT ist Schuld. Das trifft sich gut, weil ich immer einen Schuldigen brauche, möglichst nicht mich selbst. Er ist also Schuld daran, dass ich mich gestern auf den Weg nach Köln gemacht habe, zum Swim & Run Cologne, wo er das Langstreckenschwimmen mitmachte. Ein bisschen war auch noch der Wettergott Schuld, der die Sonne scheinen ließ und das auch schon die ganze Woche getan hatte, so dass der Tümpel mit 22°C hübsch warm war, ich also ohne Neo auf die Regattastrecke des Fühlinger Sees konnte. Und ein ganz bisschen ist auch noch der Liebste Schuld, den ich anrief, als ich bei der Anmeldung erfuhr, dass ich mich vor dem Start definitiv für eine Distanz entscheiden muss, denn ich hatte ja gehofft, mich für 12 km anmelden zu können, aber in die Wertung der kürzeren Strecke kommen würde, wenn ich nach 6 km aussteige. Björn sagte zwar, ich solle lieber 6 km schwimmen, wegen des kaum vorhandenen Trainings, aber VERBOTEN hat er mir die 12 km nicht. Und schließlich ist auch noch FMMTs Herzblatt Schuld, denn ich hatte in einem Zustand geistiger Umnachtung irgendwie nur einen Zwanziger in der Hand als ich mich nachmelden musste, der Start kostete aber das dreifache. Und was macht das Herzblatt? Leiht mir ohne mit der Wimper zu zucken die fehlenden 40 €.
OK, also 12 km, warum nicht? Wetter ist schön, die Veranstaltung ohnehin, die Schwimmstrecke zwar stinklangweilig, aber gut zu machen. Gut, ein bisschen Training vorher hätte vielleicht nicht geschadet (ich bin meistens in den letzten Wochen nur einmal in der Woche ca. 2-3 km geschwommen, selten ein zweites Mal, manchmal auch gar nicht), aber ich wollte einfach aussteigen, wenn es nicht geht. Mit etwas mehr Fähigkeit zur Selbstreflexion hätte ich vielleicht schon im Vorfeld sagen können, dass es vermutlich doch kein Ausstieg wird, wenn ich einmal am Start bin. Aber zu meiner Verteidigung muss ich sagen: Ich habe ernsthaft drüber nachgedacht.
Um 11 Uhr ging es los, diesmal mit hübschen weißen Badekappen und nicht wieder mit den hässlichen goldenen. Ich sortierte mich eher hinten im Feld ein, weil ich weiß, dass da immer viele starke Schwimmer am Start sind. Die meisten mit Neo, aber bei dem schönen Wetter waren doch auch einige wie ich in Badeanzügen/Badehosen dabei. Mit Grauen erinnerte ich mich an die 12 km, die ich dort mal bei unter 18°C gemacht habe und noch eine Stunde danach gezittert habe wie Espenlaub. Gestern also alles entspannt und schön warm. Auch schön, mal ohne eine Vorstellung einer Zielzeit am Start zu sein.
Ich fand dann sogar nach kurzer Zeit einen Schwimmer, in dessen Wasserschatten ich mich ganz gut tummeln konnte, aber schon ahnend, dass meine Kraft nicht reichen wird, ganz mit ihm zu schwimmen. Die ersten 4 km klappte das aber ganz gut. Nach dem Abholen der Rundenbändchen und Verpflegen war es immer ein anstrengender Sprint, ihn wiederzufinden, aber so lief es erst mal ganz gut. Den fünften Kilometer schwamm ich alleine und da dachte ich schon, dass 6 km echt die bessere Distanz gewesen wären, denn ich war schon ganz gut im Arsch. Aber 6 km sind bei den Flussschwimmern eben noch keine Fischwanderung, die fetten Bonus gibt, also mussten mindestens 8 her.
Bei km 7 sagte ich zu Diver hier aus'm Forum, die wie immer an der hinteren Verpflegung half, dass ich, wenn ich bei km 8 nicht aussteige, eigentlich bis zum Ende dabei bleiben muss, denn bei km 10 steigt man ja nicht mehr aus, wenn dann nur noch 2 bis ins Ziel fehlen.
Einen knappen Kilometer fand ich noch mal Wasserschatten bei einem Herrn in Neoopren, versuchte sonst immer mal, mich an überholende dranzuhängen, staunte über die beiden später erstplazierten Damen, die an mir vorbeirauschten, krass!
Ein Zeitgefühl hatte ich nicht, weil ich ja auch keine Uhr anhatte.
Es war zwischenzeitlich doch echt mühsam. Die Arme waren müde und schmerzten, mir war langweilig wie immer auf dieser Strecke, ich wurde immer langsamer. Ich dachte aber an FMMT, der garantiert nicht aufhören würde. Ich hielt nach ihm Ausschau, sah ihn aber nicht. Das Wasser wurde eh immer trüber, keine Ahnung warum. Auf die Runde der letzten 2 km zu gehen ist schon ätzend, wenn die meisten schon im Ziel sind, aber jetzt kann man ja auch nicht mehr aussteigen.
Noch ein letztes Mal einen Typen gefunden, an den dranzuhängen ich mich versuchte (komisch, wo kam der denn jetzt her, der hatte mich doch schon vor längerer Zeit überholt?), was nur mäßig gut gelang. Dann machte er vor dem letzten Kilometer noch mal eine Pause an der Verpflegung, ich schwamm vor ihm los, er holte mich ein, diesmal dachte ich, dass ich dranbleiben muss. Und dann dachte ich: "So, Junge, zeig mal, was du noch drauf hast!" und setze zum zügigen Überholen bei den letzten 500 m an. Er konnte diesmal nicht dran bleiben, so dass ich noch einen Platz gut machte. gut so, der nächste vor mir, war schon eine Viertelstunde im Ziel, also keine Chance für mich.
Die Stand-up-Paddler begleiteten mich auf den letzten 100 m, dann der wie immer taumelige Ausstieg nach 4:15 h, wie ich am Abend zu Hause erfuhr, in der Waagerechten und noch die letzten paar Meter ins Ziel gelatscht.
Es war warm und ich fühlte mich ungewohnt gut nach der Strecke, so dass ich noch auf Matthias wartete, der auch einigermaßen mitgenommen aussah als er den Fluten entstieg. Wie man eben so aussieht nach so einem langen Kanten im Wasser.
Mit den 4:15 h, vor allem aber dem sehr guten Gefühl nach dem Schwimmen, bin ich in Anbetracht eines nicht vorhandenen Trainings echt zufrieden. Letztes Jahr bin ich voll im Training für den Wakenitzman gewesen, als ich in Köln schwamm und habe mich auch echt angestrengt, kam aber nach enttäuschenden 4:07 h aus dem Wasser. Meine Bestzeit da liegt bei 3:52 h in 2015, was mal eben eine schlappe Stunde langsamer ist als die der gestrigen Gesamtsiegerin, denn sie war nicht nur die schnellste Frau, sondern die schnellste Gesamt. Krass!
In den letzten Wochen hatte ich ja mal über einen zweiten Start beim Zürichsee-Marathon-Schwimmen nachgedacht. Mmmh, als ich gestern bei km 9 war, dachte ich, dass es doch ein wenig abschreckend ist, dass das gerade mal gut ein Drittel des Zürichsees ist... Naja, mal sehen.
Jetzt muss ich eh erst mal gucken, ob ich den Job wechsele und wie es mit meinem Russisch-Projekt weitergeht. Ob ich, wenn überhaupt, schon 2019 noch mal den Zürichsee noch mal zu bezwingen versuche, steht in den Sternen.
Heute jedenfalls sehe ich aus wie eine Idiotin mit dem dämlichen Abdruck der Badekappe mitten auf der Stirn, so dass mich alle Patienten und Mitarbeiter fragen, was ich denn gemacht habe, ob ich mich falsch geschminkt hätte oder so. NEIN! Es ist ein Scheiß-Rand von der Sonne, mitten in meinem Gesicht, ich sehe einfach gerne panne aus.
So, jetzt noch Angehörigengruppe und um 20 Uhr Feierabend. Reicht, ein ätzend langer 12 Stunden Tag, weil ich mal wieder nicht an die Gruppe am Abend gedacht habe und den Morgen mit Terminen vollgestopft habe.
Am Freitag steigt mein Knie MRT. Am Wochenende ist mein Sprinttriathlon in Bocholt. Eigentlich will ich da schwimmen und radfahren, aber je nach Befund im MRT lasse ich das, weil ich ja seit gestern mal wieder weiß, wie leicht mir aufgeben fällt...
Herzliche Grüße
J.