Szenekenner
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Mühlacker Triathlon 2018 – Ein Rennbericht
Mein erster „richtiger“ Triathlon (nach dem Cross Triathlon in Remchingen) nach sieben Jahren Pause. Ich hatte mich im Oktober letzten Jahres als Motiviationshilfe angemeldet, dass ich wieder ins Training reinkomme.
Der organisatorische Rahmenablauf war für mich nicht so ideal, da Startunterlagenausgabe von 9-10 Uhr war und der Rennstart erst um 14:15 Uhr. Da ich jedoch nur ca. 20 Minuten Anfahrt habe, habe ich beschlossen, nach dem Rad-Check in wieder nach Hause zu fahren. Also bin ich nach kurzer Nacht (bis 0:30 Uhr auf dem Dorffest, eine ideale Vorbereitung sieht anders aus, waren aber nur 2 Radler) um 8:30 Richtung Mühlacker aufgebrochen. Startnummernausgabe ging sehr schnell, da der Andrang nicht sehr groß war, Aufkleber ran an Helm und Rad und dann warten, bis um 9:30 der Bike-Check in öffnet – wäre auch idealer gewesen, wenn der gleich schon parallel offen gewesen wäre. Während der Wartezeit habe ich mich mit ein paar Jungs aus der 2. Bundesliga unterhalten, was ganz witzig war.
Nach dem Check in als wieder zurück nach Hause und von der Frau gleich die Aufgabe bekommen, das Bad zu putzen – Aufwärmprogramm der etwas anderen Art. Um 12:45 wieder Aufbruch nach Mühlacker und Parkplatz suchen, was auch relativ gut geklappt hat. Tolle Atmosphäre, viele begeisterte Zuschauer, habe mir das Schwimmen der Olympischen Distanz noch angesehen. 13:45, die Anspannung steigt, gegen 14 Uhr wage ich mich zum kurzen Anschwimmen in die kalte Enz (Neo passt ja leider nicht mehr) und muss erstmal kurz Durchpusten.
Im Startbereich werden es immer mehr Athleten jeglicher Leistungsbreite, ich treffe ein paar Vereinskollegen meines alten Vereins und wechsle ein paar Worte mit ihnen. Die 50 Teilnehmer, die bei der Anmeldung die schnellste Zielzeit angegeben haben, dürfen mit goldener Badekappe im Massenstart aus dem Fluss starten, die restlichen (zu denen auch ich gehöre, da ich letztes Jahr mich sehr konservativ angemeldet habe) mit blauer Kappe im Rolling Start von Land aus – schade, dass hier die besten auch noch ca. 20-25m gegenüber den anderen „geschenkt“ bekommen. Ich reihe mich im letzten Drittel ein, auch wenn ich weiß, dass ich mich eigentlich problemlos weiter vorne reinstellen hätte können, aber ich sage mir „überholen ist motivierender als überholt werden“. Der Pfiff für mich und rein ins kalte Wasser, ich schließe schnell zu den vor mir gestarteten auf und beginne „durchs Feld zu pflügen“. Die Enz ist leider so trüb, dass ich keine Möglichkeit habe, Wasserschatten zu schwimmen, da ich selbst meine eigenen Hände im Wasser nicht sehen kann. Zwischendurch einen Tritt eines Brustschwimmers in den Unterleib, ein paar cm tiefer wäre noch viel schmerzhafter gewesen. Der Wendepunkt ist erreicht und jetzt geht es mit leichter Strömung Richtung Ausstieg. Auf ca. der Hälfte der Schwimmstrecke ist jeweils eine rappelvolle Fußgängerbrücke, die ordentlich Lärm macht, tolle Motivation. Der knifflige, weil steile Ausstieg ist erreicht, helfende Hände überall, ich bedanke mich artig.
Der erste Wechsel klappt relativ reibungslos, es ist nur jeweils ein relativ langer asphaltierter Weg zum und vom Radauf- bzw. Radabstieg, den ich klackernd zurücklegen muss. Rauf aufs Rad und Tempo aufnehmen. Das klappt am Anfang so gut, dass ich mich etwas zurücknehme, als ich die 40 auf dem Tacho sehe. Im Nachgang habe ich den ersten Kilometer in einem 39er Schnitt zurückgelegt. Viel zu schnell für mich, auch wenn der erste km minimal abfallend ist. Aber das ändert sich, denn der Anstieg ist viel zu schnell erreicht und nun geht es aufwärts, die Durchschnittsgeschwindigkeit sinkt rapide. Ein mir entgegenkommender Athlet, der sich bereits wieder in der Abfahrt befindet, wird von einer Windböe so stark erfasst, dass ich ihn in meinen Gedanken schon stürzen habe sehen. Er rettet sich aber glücklicherweise noch vor einem Sturz. Der Wendepunkt ist erreicht und es geht in rasanter Fahrt wieder nach unten und von dort wieder auf die zweite Radrunde. Es ist eine anspruchsvolle Radstrecke mit fast 450 HM auf den 20km. Ich werde wieder bestätigt, dass ich eher der Drücker im Flachen bin als eine Bergziege – auch dank meiner 83,X kg Kampfgewicht.
Auch der zweite Wechsel klappt reibungslos und ich bin etwas nervös, was mein Knie auf der Laufstrecke machen wird. Ich spüre es nach rund einem Kilometer, der Schmerz hält sich aber in Grenzen. Ich komme trotzdem irgendwie nicht so gut vorwärts, wie ich es mir erhofft hatte, meine Beine machen nicht wirklich mit. Der Puls liegt im Durchschnitt bei 165, da ginge theoretisch noch mehr, aber ich schaffe es nicht, das umzusetzen. Die Laufstrecke ist flach und attraktiv in der Innenstadt gelegen – viele Zuschauer, die aber leider oftmals auch unvorsichtig die Strecke queren und durch Zuruf aufmerksam gemacht werden müssen. Dann der Zieleinlauf, ich fühle mich nicht komplett am Ende, sondern noch relativ frisch, wüsste aber nicht, wie ich es schaffen hätte sollen, die letzten Körner noch auf der Laufstrecke zu verschießen.
Ein kurzer Blick auf die Liveergebnisse im Zielbereich zeigt mir, dass ich mein Ziel von unter 1:30 Stunden knapp erreicht habe. Ich bin zufrieden und begebe mich schnell wieder in die Radwechselzone, da ich noch auf einen Geburtstag eingeladen bin. Zwischenzeitlich hat der Himmel zugezogen und ein Gewitter mit Platzregen entlädt sich über Mühlacker. Ich denke an meine Mitstreiter, die jetzt noch auf der Strecke sind und verlasse den Wettkampfbereich klatschnass aber dank der Endorphine, die mein Körper ausschüttet, glücklich.
Fazit: Schee wars – und eine glatte Empfehlung.
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