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Alt 02.11.2017, 09:28   #8761
Jörn
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Beiträge: 3.499
Ja, manche Kinder sind natürlich schlauer (oder vertrauensseliger) als andere. Und manche Eltern sind geschickter (oder weniger geschickt) als andere, um sich als Weihnachtsmann zu präsentieren.

Mein Punkt ist, dass die Kinder nicht auf sich alleine gestellt sind, die Wahrheit herauszufinden; sondern dass die Erwachsenen dabei eine Rolle spielen. Eltern könnten ihre Kinder aktiv unterstützen oder aktiv behindern.

Antike Mythen als tatsächliche Wahrheiten auszugeben ist eine solche aktive Behinderung bei der Wahrheitssuche, und vielleicht beschädigt es auch die gedanklichen Werkzeuge, diese Unterscheidung irgendwann selbst zu treffen. Wenn die Zaubergeschichten aus der Bibel wahr sind, warum sollen dann Horoskope falsch sein?

Das ist der Unterschied zum netten Vorlesen von Märchen, bei denen die Tante stets beruhigend versichert: "Das ist natürlich nur ein Märchen, ihr braucht keine Angst zu haben". Stattdessen wird in bedeutungsvollem Ton versichert: "Nehmt Euch in acht vor dem Teufel! Sonst holt er Euch und wirft Euch ins Feuer!"

Das ist übrigens die offizielle Lehre, sowohl bei Katholiken als auch bei Protestanten.
Jörn ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.11.2017, 09:41   #8762
Klugschnacker
Arne Dyck
triathlon-szene
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Ort: Freiburg
Beiträge: 22.918
Zitat:
Zitat von MattF Beitrag anzeigen
Religionsunterricht ist doch ne super Übung sich Realitäten klar zu machen und auch sich gegen Autoritäten durchzusetzen.
Ich verstehe Deinen Punkt. Dagegen steht jedoch die Tatsache, dass Kinder fast immer die Religion ihrer Eltern annehmen. Das spricht spricht meines Erachtens dafür, dass der konkrete Glaube anerzogen, und weniger das Ergebnis persönlicher Einsicht ist.
Klugschnacker ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.11.2017, 09:41   #8763
Jörn
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Registriert seit: 22.09.2006
Beiträge: 3.499
Zitat:
Zitat von Vicky Beitrag anzeigen
Widersprüche zwischen Martin Luther und Jesus von Nazareth
Danke für das interessante Posting!
Jörn ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.11.2017, 10:06   #8764
qbz
Szenekenner
 
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Beiträge: 10.282
Zitat:
Zitat von Vicky Beitrag anzeigen
.........
Da kann man sich schon mal fragen, worin denn genau hier die Reformation bestand und... dieser "Freiheitsgedanke", der am vorgestrigen Tag so betont wurde...

Ich will damit zum Ausdruck bringen, dass wir nicht einfach so alles kritiklos und ungeprüft und ohne jeden Zweifel hinnehmen sollten, was uns die Kirche da erzählt.
Durch eine abstrakte Gegenüberstellung von Luther- und Bibeljesuszitaten kommt man in meinen Augen dem Verständnis der lutheranischen Reformation nicht unbedingt näher.

Ein Jahr nach Luther wurde Zwingli, der Zürcher Reformator, geboren. Er kam als Bauernsohn und studierter Mönch/Priester über die Ablehnung des Söldnerwesens (vor allem Bauernsöhne traten in fremde Kriegsdienste, weil nur der Erstgeborene den Hof erbte), über das Studium der griechischen Bibeltexte und die Ablehnung des Zölibats (Zwingli hatte Frau und Kinder) zur Kritik an der Römischen Kirche, Luther über die Kritik am Ablasshandel (am erkauften Eintritt in den Himmel). Calvin, der 1 Generation später lebte, und vor seinem Bürgermeisteramt in Genf die Evangelen (Luther) in Frankreich verteidigte, hatte noch andere Gründe.

Luther, Zwingli und später auch Calvin wurden direkt oder indirekt in die damaligen Herrschaftsverhältnisse eingebunden, Zwingli als Bürgermeister im Bündnis mit dem herrschenden Bürgertum in Zürich, Luther im Bündnis mit papst-/ablasskritischen Fürsten. Man verbündete sich einerseits hauptsächlich gegen die Macht der römischen Kirche, die gebrochen werden sollte, und andererseits in DE gegen die aufständischen Bauern und in Zürich gegen die Täufer. Ohne diese Bündnisse hätten Luther und Zwingli als Ketzer ihr Leben verwirkt und die Fürsten bzw. das Bürgertum wären weiter unter der Macht der römischen Kirche gestanden. Später sprachen sich die Reformatoren selbst für Todesurteile gegen Aufständische (Luther), Täufer (Zwingli), Ketzer (Calvin) aus. Reformierte Gläubige trennen dieses Unrecht in meinen Augen von der reformatorischen Christenlehre, genauso wie für Demokraten heute die Lehre von der Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit durch die Guillotine und den Terror der franzöischen Revolution eigentlich nicht infrage gestellt ist.

Geändert von qbz (02.11.2017 um 16:18 Uhr).
qbz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.11.2017, 10:21   #8765
Jörn
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Registriert seit: 22.09.2006
Beiträge: 3.499
qbz, danke für das informative Posting. Wenn ich Dich richtig verstehe, plädierst Du im letzten Absatz dafür, die guten Dinge von Luther nicht über die paar schlechten Begleiterscheinungen zu vergessen. Sondern man soll beides trennen -- so täten es auch die Gläubigen.

Was hältst Du von folgenden zwei Einwänden:

Erstens, die guten Aspekte von Luther basieren auf einem Hirngespinst, nämlich dass er (Luther) besser über das Himmelreich und dessen Funktionsweise bescheid wüsste als der Papst und dessen Gefolgschaft. Seine theologischen Thesen unterscheiden sich jedoch in ihrer Wirrheit in nichts von zehntausenden anderer ebenso wirrer theologischer Thesen. Insofern ist mir nicht ersichtlich, worin seine Leistung besteht, die ihn über andere hinaushebt.

Zweitens, die schlechten Aspekte von Luther sind in einer Weise ausgeprägt und betont, dass wir sie nicht als kleine lässliche Irrtümer bezeichnen können, schon gar nicht, wenn wir heute wissen, wozu es geführt hat. Seine Hetze ist zentraler Bestandteil seiner Arbeit und Lehre. Es ist also nicht vergleichbar mit einem Wissenschaftler, der rein privat etwas seltsame Ansichten hatte, die wir angesichts seiner mathematischen Leistungen nicht weiter beachten sollten. Sondern bei Luther geht es um seine Weltsicht, und genau diese Weltsicht ist zu jeder Zeit asozial* gewesen -- auch zur Zeit von Luther, lediglich mit Ausnahme einer kleinen geographischen Region in Zentraleuropa, und auch dort nur unter Christen. Überall sonst auf der Welt, und zu jedem Zeitpunkt, hätte man über seine Hetze genau das gedacht, was wir heute darüber denken.

*Luther über Schwangerschaften: "Ob die Frauen sich aber auch müde und zuletzt tot tragen, das schadet nichts. Lass sie nur tot tragen, sie sind darum da."
Jörn ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.11.2017, 11:57   #8766
Schussel
 
Beiträge: n/a
Was ist aber mit den aus heutiger Sicht positive Dingen der Reformation? Es wird ja auch nicht Martin Luther als Person gefeiert, sondern die Reformation. Ich habe in den letzten Tagen kaum Artikel über Luther gelesen, in denen nicht auch auf seine negativen Ansichten hingewiesen wurde. Aber Luther und die Reformation nur darauf zu beschränken, ist auch ein wenig einfältig gedacht. Ohne Luther und seine Übersetzung der Bibel hätte es nicht diese Entwicklung der deutschen Sprache gegeben. Durch die Lutherbibel wurde der Buchdruck auch forciert. Es gab vor Luther auch schon genügend Übersetzungen der Bibel, nur sind sie nicht bekannt geworden. Luther hatte das Glück, dass zur selben Zeit Gutenberg den Buchdruck entwickelt hat. Luther hat sich auch sehr für die Schulbildung eingesetzt, was für die Zeit durchaus auch revolutionär einzuordnen wäre. Wie hätte sich die Welt/Europa entwickelt ohne die Reformation? Vielleicht hätte es keinen Bauernkrieg gegeben, vielleicht auch kein 30 jähriger Krieg. Aber die damalige Unterdrückung und Macht der katholischen Kirche wäre uneingeschränkt weitergegangen. Keine Ahnung ob das nun positiv oder negativ anzusehen gewesen wäre. Ich will Martin Luther nicht als Heiliger darstellen oder dargestellt wissen, aber die Reformation eben nur darauf zu beschränken ist nicht richtig. Die Reformation nur auf den Antisemitismus von Luther und seinen, aus heutiger Sicht, radikalen Ansichten zu beschränken, ist schon etwas sehr einseitig gedacht.
QBZ hat die Französische Revolution angesprochen. Mit derselben Denkweise könnte man auch durchaus die Demokratie negativ darstellen. Radikal gesprochen...
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Alt 02.11.2017, 12:23   #8767
Jörn
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Registriert seit: 22.09.2006
Beiträge: 3.499
Das sind interessante Was-wäre-wenn-Spekulationen. Buchdruck, Schulbildung, Sprache...

Ob da wirklich etwas dran ist, zeigt ein Vergleich mit jenen Regionen, in denen Luther abgelehnt wurde oder unbekannt blieb. Ist beispielsweise im katholischen Bayern der Buchdruck, die Schulbildung oder die Sprache weniger entwickelt? Okay, die Sprache — das stimmt. Aber der Rest?

Würdest Du sagen, dass Wittenstein durch Luther einen Vorteil hatte bei Buchdruck, Schulbildung und Sprache gegenüber nicht-protestantischen Städten wie Rom, London, Barcelona, Paris, Peking, St. Petersburg oder Wien?

Dass Luther die deutsche Sprache geprägt hätte, ist übrigens ein Märchen. Sein altdeutsches Kauderwelsch (leicht per Google zu finden) ist überhaupt nicht vergleichbar mit dem späteren Hochdeutsch. Dieses wurde eher von den Gebrüdern Grimm und anderen geprägt und standardisiert.

Ich sage übrigens nicht, man solle bei Luther nur das Negative sehen. Ich sage, man soll Positives wie Negatives gegeneinander aufwiegen. Bislang sind jedoch keine belastbaren und nachweisbaren positiven Dinge genannt worden. Stattdessen sind Geschichten aus dem Jenseits und aus der Unterwelt genannt worden, die er als Rechtfertigung für kirchenpolitische Scharmützel ausgab — exakt so, wie seine Gegner es taten. Der Verdacht, Luther habe sich dies frei ausgedacht, wurde nicht ausgeräumt. Der Unterschied zu zehntausend anderen Unterwelt-Märchen wurde nicht plausibel gemacht. Es ist ja nicht so, als hätte es keine Gelegenheit gegeben, diese Fragen zu beantworten. Die Antworten blieben jedoch aus, und am allerwenigsten finden wir diese Antworten in den Schriften von Luther.
Jörn ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.11.2017, 12:52   #8768
Schussel
 
Beiträge: n/a
Richtig, es sind Spekulationen. Aber nichts anderes können wir rückblickend. Oder kannst du sagen, wenn dies oder das nicht stattgefunden hätte, wäre dies und das passiert? Zumindest im Bezug auf die Reformation.
Natürlich hat vom Buchdruck auch Bayern und die katholische Kirche profitiert. Luther hat eine für damalige Zeit Sprach- und Bild gewaltige Bibel übersetzt, die Gutenberg vervielfältigt hat. Dieses bunte Buch mit schön anzusehender Schrift und Ornamenten hat die damaligen Menschen fasziniert, sie haben sich vorlesen lassen und Menschen denen es möglich war, hat sich der Wunsch entwickelt Lesen zu lernen um dieses Buch mit seinen Farben lesen zu können. Menschen, denen Lesen und Schreiben in ihrer Zeit sonst vielleicht nicht so wichtig gewesen wäre. Dadurch ist der Buchdruck ja auch bekannt geworden, Gutenberg bzw. seine Nachfolger haben von der Lutherbibel profitiert. Dadurch hat sich auch die deutsche Sprache entwickelt. Natürlich wurde im 16. Jahrhundert noch anders gesprochen und geschrieben als wir es heute kennen. Die Sprache hat sich immer weiter entwickelt und wird es in Zukunft auch. Aber manche Redewendungen von damals haben sich erhalten und sind teilweise wohl auf Luther zurück zu führen.
Wenn Gutenberg statt der Lutherbibel z.B. eine wissenschaftliche Abhandlung von Wasserstoffmolekülen mit Formeln statt farbigen Ornamenten gehabt hätte, behaupte ich, hätte sich der Buchdruck nie so schnell entwickelt. Vielleicht hätte es keine Französische Revolution gegeben, manche Wissenschaftler hätten ihre Forschungen nicht publik machen können, wir hätten heutzutage morgens keine Zeitung im Briefkasten und Internet gebe es auch nicht. Ok, natürlich sehr viel Spekulation. Aber seht es doch nicht alles so einseitig. Vieles hängt zusammen.
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