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Biel 2012 – könnte das klappen? - Seite 9 - triathlon-szene.de | Europas aktivstes Triathlon Forum
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Alt 11.06.2012, 13:28   #65
hzockt
Szenekenner
 
Registriert seit: 11.12.2009
Beiträge: 75
Hallo,
zunächst einmal herzlichen Dank für die vielen Glückwünsche!

Ehrlichgesagt bin ich immer noch ein wenig sprachlos - die ganze Veranstaltung war / ist einfach ein super Erlebnis!
Der geborerne Schreiber bin ich zwar nicht, aber einen kleinen Bericht, über den Lauf & meine Vorbereitung, werde ich für Euch im Laufe der Woche schreiben.

Vorab schonmal soviel:
Der Lauf lief für mich fast optimal. Allerdings waren gerade die letzten 10 Kilometer absolut brutal und ich musste wirklich um die sub 9:00 kämpfen. Jetzt bin ich gerade wieder zu Hause, sitze hier mit einem kleinen Lächeln vor dem Rechner und "genieße" den Muskelkater meines Lebens. Auch gute zwei Tage danach sind Treppen noch ein fast unüberwindbares Hindernis ...

Also bis dann!

Viele Grüße,
Holger
hzockt ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.06.2012, 19:42   #66
rennmaus4444
Szenekenner
 
Benutzerbild von rennmaus4444
 
Registriert seit: 29.01.2007
Ort: Vor dem Taunus
Beiträge: 743
Meinen allergrößten Respekt!!!!

Und genieße diese Heldentat nun noch in vollen Zügen...... solche "Dinger" sind kostbar, weil einmalig.

CiaoCiao und gute Regeneration!

Rennmaus4444
__________________
10 years after - Ironman Frankfurt 2020 in der W55

Ziele 2020:
Ultra-Rodgau 50 km - 30 km gepackt
Altweilnauer Waldcrosslauf - 1. Platz in der AK 👍
Saison-Aus
HM Frankfurt - abgesagt
Marathon Deutsche Weinstraße - abgesagt
diverse RTFs - abgesagt
IM FRANKFURT - ABGESAGT
Wer immer das tut was er kennt, wird immer bleiben was er ist.
rennmaus4444 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.06.2012, 21:18   #67
alex1
Szenekenner
 
Registriert seit: 14.08.2008
Ort: NRW
Beiträge: 1.222
Gratulation, echt klasse Zeit!!!

Jetzt gib Deinem Körper aber die Zeit, die er scheinbar (und zu Recht) braucht
alex1 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.06.2012, 08:49   #68
Chri.S
Szenekenner
 
Registriert seit: 22.01.2010
Beiträge: 118
Glückwunsch auch von mir, tolle Zeit! Da bei mir im nächsten Jahr definitiv ein Schweiz-Besuch auf dem Programm steht, hadere ich noch, ob der im Juni liegen wird. Bin also auf den Bericht gespannt!

Chris (hasst Nachtlaufen mit Funzel)
Chri.S ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.06.2012, 10:47   #69
Newbie
Szenekenner
 
Benutzerbild von Newbie
 
Registriert seit: 10.10.2006
Ort: irgendwo südlich von Stuttgart
Beiträge: 1.947
auch von mir Glückwünsche - freue mich auf Deinen Bericht
__________________
Arbeitet, als würdet ihr kein Geld brauchen.
Liebt, als hätte euch noch nie jemand verletzt.
Tanzt, als würde keiner hinschauen.
Singt, als würde keiner zuhören .


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Alt 13.06.2012, 17:15   #70
hzockt
Szenekenner
 
Registriert seit: 11.12.2009
Beiträge: 75
Hallo zusammen,

da ich so etwas noch nie geschrieben habe und dementsprechend nicht so recht weiß was in so einen Bericht gehört und was nicht, habe ich einfach mal alles, was mir so durch den Kopf ging, notiert…



Ausgangslage:
Nach gut 1,5 Jahren Training bin ich im Oktober 2010 meinen ersten Marathon in Lübeck gelaufen. Im Anschluss daran habe ich leider ein bisschen die „sportliche Bodenhaftung“ verloren und mir in der Folge ein paar Monate später, im Februar 2011, bei einem Tempolauf über verschneite bzw. vereiste Straßen das rechte Knie verletzt (Meniskusquetschung / Innenbanddehnung & entzündete Patellasehne). Während meiner gut 6-monatigen Laufpause (ich bin während der Zeit moderat auf dem Rad gewesen – also nicht ganz bei „null“) ist ein Laufkumpel nach Biel gefahren und hat mir nach seiner Rückkehr, obwohl er nicht finishen konnte, von dem Lauf erzählt, bzw. davon geschwärmt. Zuerst dachte ich für mich: Ja, neeee ist klar … 100 Km?! Niemals, ich bin doch nicht verrückt!!
Aber irgendwie hat mich seine Geschichte doch fasziniert und so habe ich in einer ruhigen Minute ein bisschen das Internet durchstöbert. Nach kürzester Zeit stand für mich fest: Wahnsinn! Du wirst irgendwann nach Biel fahren und dieses Spektakel live erleben!
Ende September 2011 habe ich dann noch eine Lauf –und Bewegungsanalyse machen lassen und bin dann wieder langsam ins Lauftraining eingestiegen. So kamen dann bis ende 2011 noch knappe 1200 Laufkilometer zusammen, wobei mehr als die Hälfte davon aus der Zeit von vor der Verletzung stammten.
Auf der Weihnachtsfeier vom Lauftreff kam dann das Thema Biel erstmals zur Sprache. Vier Leute fanden sich sofort, die auf jedenfall in die Schweiz fahren wollten. Diese Herren ließen fortan keine Gelegenheit aus mich für die Sache zu begeistern. Zuerst sagte ich immer, dass ich auf jedenfall mal nach Biel fahren werde, aber Sie doch genau wüssten, dass ich lange verletzt war und man so eine Aktion nicht von den einen auf den anderen Tag vorbereiten kann …
Im Januar diesen Jahres begann ich aber festzustellen, dass ich relativ problemlos lang und langsam laufen kann, wohingegen ich nach schnelleren Einheiten mindestens eine halbe Woche aufgrund diverser kleiner Probleme pausieren muss. Also wuchs die Überlegung Biel vielleicht doch früher als geplant ins Visier zu nehmen und so began ich am 01.02.2012 mit durchschnittlich 40Km/Woche im Januar und 68,8Kg bei 1,75m mit dem Training für Biel.



Vorbereitung:
Hier nun kurz die Eckpunkte meines Trainings. Grundlage musste so schnell wie möglich her und so habe ich versucht möglichst schnell viele Kilometer zu sammeln. Innerhalb von 4 Wochen habe ich meinen Trainingsumfang von 40Km/Woche auf ~110Km/Woche gesteigert. Das konnte ich dann zwar noch ein / zwei Wochen halten, aber dann ging es innerhalb von zwei Wochen abwärts auf 10Km/Woche. Die hier beschriebenen Achillessehnenprobleme. Diese hatte ich durch Physiotherapie und exzentrische Kraftübungen mitte April wieder im Griff, aber Biel aufgrund der verlorenen Zeit, gedanklich schon abgeschrieben.
Dann lief es aber irgendwie ... warum weiß ich leider nicht und ich kann es mir auch nicht erklären. Für ein „anatomisches Wunder“ halte ich mich eigentlich nicht, aber ich konnte plötzlich innerhalb von zwei Wochen wieder auf 100Km/Woche steigern und dann kam der Monat Mai. Der stärkste Monat in dem ich exakt 543,2 Km zustande gebracht habe. Noch nie zuvor habe ich solche Umfänge trainiert – bis zu 155Km/Woche in der Spitze. Auch habe ich in diesem Monat meine ganz persönlichen „Schlüsseleinheiten“ absolviert:
Zuerst 110Km Rad gekoppelt mit 40,5Km laufen, womit ich etwa 7:25 Std. beschäftigt war. Den Sonntag darauf folgte ein längerer Lauf über 61Km und den Sonntag darauf wollte ich eigentlich 70Km laufen, musste die Aktion aber aufgrund mangelnder Verpflegung und 26°C nach 65Km völlig entkräftet aufgeben. Zu der Zeit war ich übrigens auch schon auf gut 62Kg Körpergewicht runter …
Ende Mai bin ich dann auch öfters mal deutlich schneller als das normale GA1 Trainingstempo unterwegs gewesen, fühlte mich soweit gut vorbereitet und war mir sicher den Lauf anzutreten.
Zusammengefasst habe ich es in der 18-wöchigen Vorbereitung auf knapp 1660 Laufkilometer und diverse (auch längere) Radausfahrten gebracht. Öfters habe ich pro Woche mehr als 20 Stunden (inkl. Stabi) trainiert.

Da jemand wegen der langen Läufe fragte. Ich habe in den 18-wöchigen Vorbereitung:
44 Läufe zwischen 10-20Km,
16 Läufe zwischen 20-30Km,
9 Läufe zwischen 30-40Km,
3 zwischen 40-46Km und
die beiden längeren (61Km & 65Km) absolviert.



Der Lauf:
Um sich noch ein wenig zu akklimatisieren, bin ich schon am Donnerstag mit der Bahn angereist und nach knapp 11 Stunden völlig problemlos in Biel angekommen. Also kurz die Sachen ins Hotel und dann ab in die Innenstadt bzw. zum Kongresshaus. Da das meine erste große Laufveranstaltung war, war ich natürlich entsprechend neugierig. Läufermesse & Pasta-Party kannte ich schließlich nur vom Hörensagen.
Um 19:30Uhr war es dann endlich soweit: Startnummernausgabe! Das totale Chaos! Ich hatte den Eindruck, dass alle gemeldeten Teilnehmer sofort ihre Unterlagen haben wollten. Alle standen kreuz und quer im Raum und so ging es nur sehr schleppend voran. By the way … zwei Stunden später und am gesamten Freitag war kaum noch was los, man hätte seine Startnummer ohne Gedrängel innerhalb weniger Minuten gehabt … Das nächste mal bin ich schlauer!
Nächste Station Pasta-Party … ich dachte bis jetzt immer diese wäre kostenlos, bzw. die Kosten im Startgeld inbegriffen. Aber dem war nicht so. Mit den Startunterlagen gab’s einen Coupon, mit dem es möglich war, eine Portion Pasta für 5 SFR zu bekommen. Fand ich persönlich, angesichts der Menge, nicht unbedingt günstig. Aber die Pasta inkl. der Soße war Weltklasse! Absolut zu empfehlen! Mittlerweile zog auch ein heftiges Unwetter über die Stadt und so ging’s ab Richtung Hotel und ins Bett.

Der gesamte Freitag war bis zum späten Nachmittag ziemlich verregnet, so dass eine Stadtbesichtung leider nicht so recht möglich war. Gegen 20Uhr wurde es dann langsam ernst und die Anspannung stieg. Langsam wurde es Zeit die Sachen zusammen zusuchen und irgendwie in die Kompressionsklamotten zu kommen. Da ich mir, aufgrund mangelnder Erfahrung (bisher nur einen Marathon gelaufen), unsicher war, habe ich mich für das Komplettpaket bestehend aus Kompressionssocken, -tight und –shirt entschieden. Ob es leistungstechnisch was gebracht hat, weiß ich nicht. Es war auf jedenfall sehr angenehm zu tragen und ich hatte nachdem Lauf keine Scheuerstellen und auch vorher nichts abgeklebt.
Achja von den Temperaturen hatten 12/13°C und es sollte auch in der Nacht stabil bzw. trocken bleiben. Daher habe ich mich natürlich für kurz / kurz entschieden.

Die Uhr lief runter, die Anspannung stieg ins Unermessliche und um punkt 22Uhr ging es unter dem frenetischen Jubel der Zuschauer auf die 100Km. Die ersten Kilometer ging es auf einer Schleife durch Biel und die Stimmung / Atmosphäre waren unbeschreiblich. Man wurde förmlich vom Publikum getragen und es kann mir keiner erzählen, dass man es hinbekommt, sich zu zügeln und langsam loszulaufen. Ich persönlich habe schon nach den ersten Metern alle guten Vorsätze über Bord geworfen, bin einfach mit einer Gruppe mitgelaufen und habe die Stimmung aufgesogen und genossen.
Als es langsam aus Biel raus ging und es etwas ruhiger wurde, habe ich mal einen Blick auf die Uhr riskiert und festgestellt, dass ich die ersten Kilometer in ca. 4:45Min/Km und damit doch etwas zu schnell unterwegs war.
Also habe ich das Tempo etwas rausgenommen und mich über diverse kurze & giftige Anstiege gewundert, die ich so eigentlich nicht im Kopf hatte. Der erste „richtige“ kam dann so nach ca. 6 Km und war für einen Schleswig-Holsteiner wie mich schon mal nicht ohne. Viel schlimmer war jedoch, dass es direkt im Anschluss bestimmt genau so steil abwärts ging und ich sofort stechende Schmerzen im Oberschenkel verspürte. Diese waren von da an mein ständiger Begleiter. Da ich von diesem Zeitpunkt an jede Bergab-Passage kontrolliert und langsam runter bin, wurden die Schmerzen wenigstens nicht stärker und so konnte ich sie noch ganz gut „ignorieren“. Dann kamen wir auch schon nach Jens und zur zweiten Verpflegungsstation. Insgesamt muss ich sagen, dass ich von Anfang an recht viel Zeit an den Verpflegungsständen verbracht habe. Meistens habe ich 3 Becher je Station getrunken, was im Nachhinein wohl etwas zu viel war. Gegessen habe ich eigentlich nur Bananen und Riegel, welche ich auch sehr gut vertragen habe.
Die nächsten Höhepunkte ließen nicht lange auf sich warten: Zuerst kurz vor Aarberg die Holzbrücke, welche man durchlaufen musste und dann die Stadt selbst – unglaublich! Da ich durch die Verpflegungsstation kurz zuvor meine Gruppe verloren hatte, war ich quasi alleine unterwegs und so konnte ich den Jubel der Zuschauer in vollen Zügen genießen. Einfach unbeschreiblich was in der Stadt noch los war, auch wenn man bedenkt, dass es mittlerweile schon etwas später war. Aus Aarberg raus folgte bald der zweite nicht mehr ganz so steile, aber dafür längere Anstieg und es ging durch diverse kleinere Ortschaften nach Oberramsern. Aber auch diese kleinen Ortschaften hatten es in sich. In jedem war nach meinem Empfinden ein Gasthof wo viele Leute draußen saßen und die Läufer anfeuerten. Einfach unglaublich und wirklich schön. Dazu kamen noch die vielen Leute die vor ihren Häusern standen und einem applaudiert haben.
Da es mittlerweile völlig dunkel war und viele Läufer mit Kopflampen unterwegs waren, ergab das auf den langen, geraden und unbeleuchteten Strecken außerhalb der Ortschaften ein tolles Bild, wenn man sich mal umgedreht hat. Eine schöne sich bewegende Lichterkette zog sich fast bis zum „Horizont“, schade dass ich keine Kamera dabei hatte.
Nach gut 3:14 Stunden war ich dann im 38 Kilometer entfernten Oberramsern und der nächste Anstieg stand bevor. Und immer wieder dasselbe Bild in den Ortschaften: Applaudierende Zuschauer und das obwohl es nun schon mitten in der Nacht war. Nach gut 4:21 Stunden passierte ich das 50Km Schild und verlor bezüglich der Zeit ein wenig die Bodenhaftung, bzw. fing an meine Endzeit hochzurechnen und zu fantasieren. Bis nach Kirchberg ging es dann relativ euphorisiert und entspannt, so dass ich nach exakt 4:53 Stunden im 56 Kilometer entfernten Kirchberg eintrudelte. Wie üblich habe ich mich ordentlich verpflegt und bin weiter, dem nächsten „Höhepunkt“ entgegen. Der Emmendamm oder auch Ho-Chi-Minh-Pfad stand auf dem Programm. Es ist mitten in der Nacht, stockduster und ich bin absolut alleine. Ich sehe niemanden, weder einen Lichtkegel vor mir, noch das Licht einer Stirnlampe hinter mir. Ich bin nur heilfroh das ich selbst eine Stirnlampe dabei habe, um wenigstens ein bisschen was zu sehen. Dieser Abschnitt ist unbeschreiblich … ich konnte keinen befestigten „Weg“ ausmachen und bin daher wie ein junges Reh von einer Seite auf die andere gesprungen immer in der Hoffnung, dass die jeweils andere Seite ein wenig besser zu laufen war. Überall lagen unter dem teilweise hohen Graß faustgroße Steine und fiese Wurzeln über dem Weg wurden zu Stolperfallen. Aber trotz dieser Schwierigkeiten hatte auch dieser Abschnitt seinen speziellen Charme. Sehen konnte ich zwar nichts, aber neben dem Pfad floss mit tosendem Donnern die Emme. Das hörte sich teilweise echt gewaltig an. Aber dennoch war ich froh, als ich diesen Abschnitt sturzfrei hinter mich gebracht hatte. Dieser Part hat sicherlich, auch dank meiner Sprungeinlagen, die meisten Körner gekostet. Zeitgleich begann mein erlaufener Vorsprung auf die Sub 9:00 immer kleiner zu werden.
Nach 76,5Km und knapp 6:45 Stunden kam ich in Bibern an. Ein kurzer Blick auf meinen Zettel mit den Durchgangszeiten verriet mir, dass ich noch gut 4 Minuten Vorsprung auf die angepeilten 8:55 Std. hatte. Allerdings wurde mir auch langsam bewusst, dass ich seit Kirchberg kontinuierlich Zeit verliere und die Beine immer schwerer werden. Noch dazu bin ich in meinem Leben noch nie eine ähnlich lange Strecke gelaufen.
Umso mehr habe ich mich über den knackigen Anstieg hinter Bibern gefreut … Schlimmer als der Anstieg war aber eindeutig der unendlich lange Weg runter Richtung Arch. Meine Oberschenkel brannten wie Feuer und wollten eigentlich auch nicht mehr laufen.
Jetzt war der Punkt gekommen, wo das schöne Erlebnis „Bieler Lauftage“ zur Qual wurde. Leichte Müdigkeit zeigte sich, die Beine schmerzten und noch gute 20Km lagen vor mir. Herzlichen Glückwunsch! Zum Glück wurde es langsam hell und ich meinte mich zu Erinnern, dass es nur noch ein Stück, leicht bergab, an der Aare entlang geht…
Aber das eine „Stück“ war nach meinem Gefühl unendlich lang. Auch die in 5Km Abstand stehenden Kilometerschilder waren nach meinem Empfinden eher 10Km auseinander. Mittlerweile musste ich wirklich kämpfen und hatte nicht mehr so das Auge für die eigentlich schöne Landschaft, die mit dem neuen Tag erwachte. Ich freute mich jetzt nur noch auf die Verpflegungsstände und die damit verbundene kurze Pause. Aber auch diese Begann ihre Schattenseiten zu bekommen … es wurde immer schwerer wieder loszulaufen und seinen Rhythmus zu finden. Noch dazu lief die Uhr unbarmherzig immer schneller und mein Vorsprung auf die 8:55 Std. war längst vollständig geschmolzen.
Das ich hin und wieder noch mal einen Läufer überholte gab mir noch etwas auftrieb. Auch der eine oder andere Staffelläufer, der an mir vorbeischoss, hatte ein paar herzliche Worte übrig.
So näherte ich mich völlig erledigt und mit leicht verzogenen Gesichtszügen der 95Km-Marke und der Brücke, wo gegebenenfalls der Sportskollege Felix_w aus diesem Forum hier stehen würde. Getroffen haben wir uns leider nicht, aber den Wegpunkt passierte ich nach exakt 8:30 Stunden. Kurze Rechnung … 30 Minuten Zeit für 5 Kilometer, das musste einfach machbar sein und mobilisierte noch mal alle Kraftreserven. Ab diesem Zeitpunkt standen auch die Kilometerschilder in einem Abstand von einem Kilometer, so dass man leicht sehen konnte, wie schnell man unterwegs war. Ich kam mit Mühe und Not noch auf einen Schnitt von 5:45-5:50 Min/Km und war somit noch knapp im Soll. Die letzte Verpflegungsstelle in Brügg hatte ich aufgrund der knappen Zeit sowieso schon ignoriert und es ging endlich wieder nach Biel.
Ich weiß nicht, ob ich mir das nur eingebildet habe, aber die letzten Kilometer ging es noch mal ganz schön hoch und runter, wodurch sich meine Gesichtszüge noch mal dramatisch verschlechterten. Aber dann kam endlich das sehnsüchtig erwartete Schild mit der Aufschrift „99Km“. Ein kurzer Blick auf die Uhr zeigte mir 8:52:29 und ich war mir sicher, die 9:00-Marke werde ich knacken.
Und so war es dann auch … nach 8:58:03 überquerte ich unter dem Applaus der Zuschauer völlig entkräftet, aber überglücklich und unfähig eine gute Figur fürs Foto zu machen, die Ziellinie.

Mittlerweile war ich auch gut 24 Stunden auf den Beinen, aber jetzt plötzlich kein bisschen Müde. Also ging’s kurz ins Hotel um zu duschen, eine Kleinigkeit zu essen, Geld zu holen und dann noch mal in den Start / Ziel-Bereich. Schließlich musste ich noch das Finisher-Shirt und die Medaille abholen. Als Erinnerung musste letztere natürlich auch noch graviert werden.
Als dann gegen Mittag das Adrenalin, die Endorphine und was weiß ich nicht noch alles langsam aus dem Körper waren, wurden die Schmerzen unerträglich. Ich konnte nichts mehr, mich nicht mal mehr ins Bett legen. Sowas hab ich noch nie erlebt, ich konnte die Beine überhaupt nicht anheben. Als ich es irgendwann geschafft hatte, mich auf die Bettkante zu setzen, musste ich die Beine langsam und vorsichtig mit den Händen hochhieven.



Fazit:
Jetzt, 4 Tage später, überwiegen eindeutig die positiven Eindrücke. Die Schmerzen und die Qualen sind fast vergessen, ich kann mich wieder bewegen und sogar schon etwas radeln.
Kurzum die „Bieler Lauftage“ sind ein echtes Erlebnis, etwas besonderes und ich bin stolz, dass ich dabei gewesen bin. Der Start am späten Abend, das Flair in der Stadt selbst, die Stimmung an und auf der Strecke auch mitten in der Nacht und der abwechslungsreiche Kurs. Einfach beeindruckend. Schade nur, dass der Himmel bedeckt war und dadurch kein besonders schöner Sonnenaufgang zustande kam.
Auch die Marathonläufer und die Radbegleitungen auf der Strecke haben mich nicht gestört. Im Gegenteil ich war immer froh, wenn ich mal ein Rad in der Nähe und somit etwas besseres Licht hatte.
Ich werde sicherlich nicht das letzte Mal in Biel gestartet sein. Nächstes Mal allerdings mit einer Radbegleitung! Den Nachteil an jeder Verpflegungsstelle stehen bleiben zu müssen, habe ich doch deutlich gemerkt. Man hat direkt wertvolle Zeit verloren und ist gnadenlos aus dem Rhythmus gekommen. Ich behaupte mal, dass mich die ~18 Verpflegungsstationen locker 10 Minuten gekostet haben. Außerdem hätte ich gerne mehr Fotos / Erinnerungen von der Strecke gehabt. Z.B. vor dem Schild „99Km“….
Aber ich will mich nicht beschweren… Die Sub 9:00 war schließlich nur ein kühner Traum und ich hätte nicht gedacht, dass ich eine Chance hätte, diese Marke beim ersten Mal zu knacken. Ich bin die Sache mutig angelaufen und hatte „Glück“, dass die Knochen gehalten haben und die äußeren Bedingungen vernünftig waren. Achja gelaufen bin ich eigentlich konsequent im Bereich von 75-80% HF_max.

Bleibt mir nur noch zu zitieren: „ Irgendwann musst du nach Biel!“
hzockt ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.06.2012, 17:33   #71
Duafüxin
Szenekenner
 
Registriert seit: 01.06.2007
Beiträge: 7.096
Suuuper geschrieben und suuuuper gelaufen! Hut ab, nach der Vorbereitung ...

Der Zeitverlust an den Verpflegungsstellen war der Grund warum ich mehrmals mitfahren durfte. Mein Läufer war 2 x pinkeln und ist sonst durchgelaufen bzw gegangen. Ihm hat es was gebracht, zumal er sich seine Verpflegung immer noch selbst angemischt hat.
__________________
Beim Rennrad-Kindertraining (10 jährige)
Kind1 (w): Darf ich dir mal was sagen?
Kind2 (m): Mhm
Kind1: Weißt du warum du langsam bist?
Kind2: Mhm???
Kind1: Du redest zu viel.
Duafüxin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.06.2012, 18:31   #72
kupferle
Szenekenner
 
Benutzerbild von kupferle
 
Registriert seit: 31.01.2007
Beiträge: 3.008
klasse Bericht!

Gratulier dir zu Deinem Ergebniss!

Mal schauen, was für Läufe ich noch bestreiten kann...da gibts schon super Dinger, die einen, wie du ganz schön beschrieben hast, in ihren "Bann" ziehen können....

Gute Erholung!
__________________
Einfach Spass an der Bewegung haben!
Der Rest kommt von allein....
kupferle ist offline   Mit Zitat antworten
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