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Alt 18.10.2017, 09:58   #8641
Helmut S
Szenekenner
 
Registriert seit: 30.10.2006
Beiträge: 8.884
Habe die Ehre!

M.E. sollte man bedenken, dass Religion ein Konstrukt des menschlichen Geistes, möglicherweise zum größten Teil ein Ergebnis des Denkens ist. Letzteres ist übrigens eine unglaublich schwierige Frage. Religion ist jedenfalls kein Ding im Sinne von I. Kant oder Wittgenstein (sondern in dessen Sinne vielmehr eine Tatsache) oder oder.

Vor dem Hintergrund meine ich, sollte man - wenn man die Evolution der Religion untersuchen möchte - auch die Evolution des menschlichen Geistes, die Evolution des Denkens untersuchen. Das würde dann bedeuten, dass die Ausbreitung der Religion auch eine Ausbreitung eines spezifischen Geistes und eines spezifischen des Denkens wäre. Wie auch immer: Man wird an der Stelle wahrscheinlich auch nicht um eine Beschäftigung mit dem Subjektivismus herumkommen fürchte ich.

Weiter ist es (nach meinem Verständnis), zumindest in der biologischen Evolution so, dass letztere kein allgemeines Evolutionsmaximum kennt sondern nur relative Evolutionsmaxima je Organismus das auf einem nicht umkehrbaren Pfad erreicht werden kann. Die allgemeine "Krone der Evolution" wird es also nicht geben.

Ein Zweck der Evolution der Religion müsste also nicht zwangsläufig darin bestehen zum Wohle aller Menschen zu sein, sondern könnte auch lediglich darin bestehen zum Wohle einer bestimmten Gruppe zu sein. Das könnte insbesondere so sein, wenn man annimmt, dass die Evolution der Religion nur ein zwangsläufiges Ergebnis der Evolution des Geistes und des Denkens ist. Letztere Punkte sind übrigens unglaublich geprägt von sozialen, wirtschaftlichen und politischen Einflüssen bzw. von individualpsychologischen und sozialpsychologischen Aspekten. Vor allem vor dem Hintergrund des Subjektivismus.

Bei dem anderen Beispiel von Aktiengesellschaften oder Wirtschaftsformen ist das ja recht schnell einsichtig: Die Evolution des Kapitalismus ist sicher nicht optimal für alle Menschen aber ganz sicher für eine bestimmte Gruppe von Menschen.

Danke für's Lesen

Viele Grüße
Helmut
Helmut S ist gerade online   Mit Zitat antworten
Alt 18.10.2017, 10:39   #8642
Klugschnacker
Arne Dyck
triathlon-szene
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Benutzerbild von Klugschnacker
 
Registriert seit: 16.09.2006
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Zitat:
Zitat von Helmut S Beitrag anzeigen
Ein Zweck der Evolution der Religion müsste also nicht zwangsläufig darin bestehen zum Wohle aller Menschen zu sein, sondern könnte auch lediglich darin bestehen zum Wohle einer bestimmten Gruppe zu sein.
Zustimmung. Es wäre denkbar, dass das Wirtschaftssystem sich zum Vorteil einer kleinen Gruppe entwickelt, oder die Religion zum Vorteil der institutionalisierten Kirchen.

Doch eine Ideologie kann sich auch zum Nachteil einer Gruppe entwickeln und damit erfolgreich sein. Zur Erläuterung ein Beispiel:

Denken wir uns zwei gleichzeitig existierende Ideologien. Die eine ist für die Gruppe vorteilhaft, die andere nachteilig. Etwa, weil sie mit irrationalen Geboten daherkommt und den Fortschritt behindert.

Stellen wir uns vor, durch einen Zufall gelingt es ausgerechnet der nachteiligen Ideologie, bereits den Kindern an den Grundschulen beigebracht zu werden. Die vorteilhafte Ideologie bleibt hingegen Sache der Erwachsenen, die nach Feierabend dieser Ideologie nachgehen können oder auch nicht.

Nach zwei oder drei Generationen stellt man fest, dass die Anhängerschaft der vorteilhaften Ideologie leicht geschrumpft ist, während sie sich bei der nachteiligen Ideologie verzehnfacht hat. In dieser Generation ist die Erziehung der Kinder mit der eigentlich nachteiligen Ideologie eine Selbstverständlichkeit geworden, die fest zum Selbstverständnis ihrer Anhänger gehört. Die Ideologie hat sich jetzt also verändert, und zwar in Richtung des Merkmals, das den Ausbreitungserfolg bewirkte. Die Veränderung in diesem Beispiel lautet: "Kinder sind im Geiste der richtigen Ideologie zu erziehen".

Abstrakt formuliert: Ein Merkmal, das den Ausbreitungserfolg einer Ideologie steigert, verändert zwangsläufig die Ideologie. Die Entwicklungsrichtung der Ideologie folgt dadurch zwangsläufig dem Ausbreitungserfolg; sie orientiert sich nicht am Wohl ihrer Gruppe.

(Natürlich ist das ein Modell. Es gibt weitere Einflüsse, die hier nicht erwähnt wurden, sowie Rückkopplungen. Das versteht sich von selbst.)
Klugschnacker ist gerade online   Mit Zitat antworten
Alt 18.10.2017, 11:19   #8643
keko#
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Registriert seit: 06.11.2015
Beiträge: 17.397
Zitat:
Zitat von Klugschnacker Beitrag anzeigen
Letztlich ist alles, was rational beweisbar wäre, aus der Religion verschwunden. Und zwar just mit dem Auftreten der modernen Wissenschaft. Hältst Du das für einen Zufall?
Wohin schaukeln wir denn, wenn dem so wäre? In eine völlig rationale Welt? Eine Welt der Wahrheiten? Willst du da hin?
Für mich ein schlimmer Gedanke. Es gibt ja die Überlegungen, was eine zukünftige Intelligenz, die nur derartig tickt, mit uns Menschen machen würde.

Fortschritt findet und fand sowieso immer statt. Wir müssen uns nicht bemühen, zusätzlich die Religionen in die Tonne zu treten. Gerade das Irrationele, Seelische, Moralische und Unbegreifliche unterscheidet uns noch von zukünftigen Maschinen, die uns früher oder später sowieso immer mehr Entscheidungen abnehmen werden (ein modernes Google-Navi ist nur ein zarter Anfang). Wir sollten uns eher wieder verstärkt auf menschliche Eigenschaften konzentrieren, als versuchen, rationale Entscheidungsmaschinen zu werden. Diesen Kampf verlieren wir sowieso.
keko# ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.10.2017, 11:40   #8644
Helmut S
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Beiträge: 8.884
Servus!

Zitat:
Zitat von keko# Beitrag anzeigen
rationale Entscheidungsmaschinen zu werden
David Hume hat bereits herausgefunden, dass die Ratio keine Entscheidungen trifft, sondern das Gefühl. Die Ratio analysiert Situationen und liefert Fakten. Entschieden wird nach dem Gefühl. Oft werden Alltagsentscheidungen sog rein "aus dem Bauch heraus" getroffen. Will sagen: Ich habe keine Furcht, dass der Mensch zu rationalen Entscheidungsmaschine wird. Er ist es nicht, das ist nicht in ihm angelegt und er wird es deshalb auch m.E. nicht werden. Er wäre dem Untergang geweiht. Der Mensch ist wohl in großen Teilen ein emotionales Wesen.

Im übrigen gibt es in dem Umfeld interessante Erkenntnise aus der Gehirnforschung bezüglich des "freien Willens". So frei scheint der Wille nicht zu sein, sondern die Frage muss wohl so formuliert werden: "Tun wir was wir wollen oder wollen wir, was wir tun?" In den 70ern hat der Neuropsychologe Libet dazu schon versuche gemacht und die haben sich in letzter Zeit wohl bestätigt. Müsste man mal lesen wo man dazu was findet, falls es interessiert.

Viele Grüße Helmut
Helmut S ist gerade online   Mit Zitat antworten
Alt 18.10.2017, 11:45   #8645
keko#
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Beiträge: 17.397
Zitat:
Zitat von Helmut S Beitrag anzeigen
David Hume hat bereits herausgefunden, dass die Ratio keine Entscheidungen trifft, sondern das Gefühl. Die Ratio analysiert Situationen und liefert Fakten. Entschieden wird nach dem Gefühl. Oft werden Alltagsentscheidungen sog rein "aus dem Bauch heraus" getroffen. Will sagen: Ich habe keine Furcht, dass der Mensch zu rationalen Entscheidungsmaschine wird.
Ich auch nicht. Ich fürchte mich eher vor Menschen, die das zwanghaft immer versuchen.
keko# ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.10.2017, 11:48   #8646
Klugschnacker
Arne Dyck
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Zitat:
Zitat von Klugschnacker Beitrag anzeigen
Letztlich ist alles, was rational beweisbar wäre, aus der Religion verschwunden. Und zwar just mit dem Auftreten der modernen Wissenschaft. Hältst Du das für einen Zufall?
Zitat:
Zitat von keko# Beitrag anzeigen
Wohin schaukeln wir denn, wenn dem so wäre? In eine völlig rationale Welt? Eine Welt der Wahrheiten? Willst du da hin? Für mich ein schlimmer Gedanke. Es gibt ja die Überlegungen, was eine zukünftige Intelligenz, die nur derartig tickt, mit uns Menschen machen würde.

Fortschritt findet und fand sowieso immer statt. Wir müssen uns nicht bemühen, zusätzlich die Religionen in die Tonne zu treten. Gerade das Irrationele, Seelische, Moralische und Unbegreifliche unterscheidet uns noch von zukünftigen Maschinen, die uns früher oder später sowieso immer mehr Entscheidungen abnehmen werden (ein modernes Google-Navi ist nur ein zarter Anfang). Wir sollten uns eher wieder verstärkt auf menschliche Eigenschaften konzentrieren, als versuchen, rationale Entscheidungsmaschinen zu werden. Diesen Kampf verlieren wir sowieso.
Wir haben jede Menge Fiktion um uns herum. Das gehört zu unserer Kultur. Heute werden mehr Romane geschrieben als zu jeder anderen Zeit unserer Geschichte; die gesamte westliche Welt sitzt abends vor dem Fernseher und genießt erfundene Geschichten. Wir vergeben Nobelpreise für Literatur, nicht nur für Physik. An Fiktionen, auch irrationalen, ist kein Mangel.

Auch auf anderer Ebene pflegen wir sehr ernsthaft unsere Fiktionen: Die Menschenrechte sind eine Fiktion und dennoch das zentrale Leitmotiv der aufgeklärten Kultur. Wir verklagen juristische Personen vor Gericht, die real nicht existieren. Eine Staatsbürgerschaft oder eine Ehe sind fiktionale Gebilde, die nur in unserer Vorstellung existieren. Diskussionen über Staatsbürgerschaften und über das Recht, zu heiraten, sind sehr lebendig.

Die Zwickmühle der Kirchen besteht darin, dass sie ihre offensichtlichen Fiktionen als Tatsachen ausgeben. Allein deshalb liefern sie sich ein Rückzugsgefecht mit den Wissenschaften. Kein Mensch würde Goethe dafür kritisieren, dass sein Faustus eine erfundene Figur ist. Denn er hat nie etwas anderes behauptet.

Der Wert von erfundenen Geschichten besteht darin, dass sie dem ein oder anderen Menschen etwas sagen. Der Wert der Bibel besteht darin, dass ihre Texte dem ein oder anderen etwas sagen. Es ist vielleicht gar nicht so entscheidend, ob ihre Geschichten wirklich wahre Tatsachen darstellen. Weil die Kirche sie aber als Tatsachen verkauft, sitzt sie gegenüber der Vernunft in der Falle.
Klugschnacker ist gerade online   Mit Zitat antworten
Alt 18.10.2017, 12:00   #8647
Klugschnacker
Arne Dyck
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Zitat:
Zitat von Helmut S Beitrag anzeigen
Ich habe keine Furcht, dass der Mensch zu rationalen Entscheidungsmaschine wird.
Zitat:
Zitat von keko# Beitrag anzeigen
Ich auch nicht. Ich fürchte mich eher vor Menschen, die das zwanghaft immer versuchen.
Schau mal in die Geschichte, keko. Siehst Du die Blutspur an irrationalen Überzeugungen und Entscheidungen? Ich denke nicht, dass Du vor einer Gesellschaft Angst haben musst, die sich mehr als bisher an der Vernunft orientiert.

Kleine Gedächtnisstütze:
  • Die Überzeugung, Gott wolle das Böse bekämpfen, und brauche dafür die Hilfe ausgewählter Menschen, die sich notfalls mit Gewalt durchsetzen
  • Die Überzeugung, es gäbe eine jüdische Weltverschwörung, der unter anderem Albert Einstein angehörte
  • Die Überzeugung, die "Nation" sei eine real existierende Sache, für die es sich zu sterben lohnt
  • Die Überzeugung, Gott habe die Menschen in "Kasten" eingeteilt, unter anderem in einer Kaste der "Unberührbaren"
  • Die Überzeugung, Gott habe zum Krieg gegen Nicht- und Andersgläubige aufgerufen
  • Und so weiter.
Klugschnacker ist gerade online   Mit Zitat antworten
Alt 18.10.2017, 12:31   #8648
keko#
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Zitat:
Zitat von Klugschnacker Beitrag anzeigen
Schau mal in die Geschichte, keko. Siehst Du die Blutspur an irrationalen Überzeugungen und Entscheidungen? Ich denke nicht, dass Du vor einer Gesellschaft Angst haben musst, die sich mehr als bisher an der Vernunft orientiert.

Kleine Gedächtnisstütze:
  • Die Überzeugung, Gott wolle das Böse bekämpfen, und brauche dafür die Hilfe ausgewählter Menschen, die sich notfalls mit Gewalt durchsetzen
  • Die Überzeugung, es gäbe eine jüdische Weltverschwörung, der unter anderem Albert Einstein angehörte
  • Die Überzeugung, die "Nation" sei eine real existierende Sache, für die es sich zu sterben lohnt
  • Die Überzeugung, Gott habe die Menschen in "Kasten" eingeteilt, unter anderem in einer Kaste der "Unberührbaren"
  • Die Überzeugung, Gott habe zum Krieg gegen Nicht- und Andersgläubige aufgerufen
  • Und so weiter.
Mir ist das schon klar. Wobei man überlegen kann, ob letztendlich Religion und Gott nur für eigene, handfeste Interessen (Macht, Geld ...) missbraucht wurde.

Die größten Massaker der Menscheit, der 1. und 2. Weltkrieg, gingen von der aufgeklärten Welt aus. Und wir haben im Jahr 2017 Waffen, die die Menschheit mehrfach vernichten können. Wir könnten uns darüber streiten, ob die irrationale oder rationale Blutspur größer ist.
keko# ist offline   Mit Zitat antworten
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