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Alt 02.12.2017, 20:54   #9489
Jörn
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Danke, waden. Mir gefallen längere Postings.

Meiner Meinung nach geht es Lohfink darum, dass bei seinen Argumenten genau das heraus kommt, was er zuvor an Prämissen hineingeschmuggelt hat.

Die Forderung, man müsse das Alte Testament als „Kanon“ lesen, und zudem so, wie sie von den Lesern eben verstanden wurden, sagt nichts weiter, als dass die Interpretation der Leser (oder bestimmter Leser) automatisch richtig ist. Wie auch immer die Leser die Texte auffassten — so ist es richtig. Warum? Weil Lohmann ein uraltes Argument hinein mogelt, nämlich das der Teleologie.

Damit ist gemeint, dass Gott bereits zuvor wusste, wie die Leser die Texte auffassen würden. Deswegen hat er sie so verfasst, dass die Leser die von ihm gewünschten Schlüsse zogen. Also sind diese Schlüsse die Grundlage für weitere Betrachtungen, und nicht der genaue Wortlaut.

Und zu unserem grenzenlosen Glück weiß Lohmann, wie die Menschen vor 3.000 oder 2.000 Jahren die Texte verstanden haben. Die Menschen damals haben selbstverständlich gesagt: „Natürlich hat nicht Gott eine Dürre geschickt, sondern logischerweise handelt es sich um eine Hochdruckphase in den unteren Luftschichten, die mit dem Golfstrom zusammenhängen; falls wir eine Jungfrau opfern, dann geschieht das rein symbolisch!“

————

Lohfink geht es auch überhaupt nicht darum, die Motivation von Gott herauszufinden. Sondern es geht ihm darum, eine bereits gezogene Schlussfolgerung plausibel erscheinen zu lassen. Da jedoch die vielen Gräueltaten schwarz auf weiß in der Bibel stehen, kommt er zur Verblüffung seiner Zuhörer zu der Erkenntnis, dass die Gräueltaten gar nicht so gräulich waren, und zudem dienten sie einem guten Zweck. Überhaupt ist alles, was Gott tut, ziemlich dufte.

Sein Gott ist jedoch allmächtig, und er hätte jede beliebige Methode verwenden können. Gewalt war überhaupt nicht nötig. Er wäre dabei auch nicht an die Gesetze der Logik gebunden gewesen. Mehr noch, er hätte die Situation gar nicht erst entstehen lassen müssen.
Jörn ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.12.2017, 21:35   #9490
Jörn
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Beiträge: 3.499
Prämisse: Gott ist super.
Problem: Seine Bibel ist leider ziemlich scheiße.

Lösung: Gott ist super, und die Bibel ist gar nicht sooo scheiße!
Jörn ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.12.2017, 21:38   #9491
waden
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Zitat:
Zitat von qbz Beitrag anzeigen
Lohfink bezieht sich mit diesem AT-Verständnis auf eine ganz bestimmte wissenschaftliche Richtung der Bibelforschung...

Meiner Ansicht nach arbeitet Lohfink anhand der AT-Texte ein Menschenbild heraus oder interpretiert es hinein, das den Menschen als ein im Ursprung der Menschheitsgeschichte gewalttätiges, aggressives, triebhaftes, archaisches Wesen ansieht, welches erst im Laufe der Jahrtausende durch göttliche und staatliche Gewalten gebändigt, sozialisiert wurde. Analoge Sichtweisen findet man auch bei anderen Kulturkritikern z.B. Psychoanalytiker (Freud).
Ja, so hatte ich ihn auch verstanden. Es ist sein Menschenbild, das er heraus - oder hinein-interpretiert. Ich nehme an, dass Freuds analoge Sichtweise ohne göttlichen Offenbarungstext auskommt?

Geändert von waden (02.12.2017 um 21:52 Uhr).
waden ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.12.2017, 21:46   #9492
waden
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Zitat:
Zitat von Klugschnacker Beitrag anzeigen
Es stellt sich die Frage: Warum hat Gott nach der Sintflut eine Welt mit (begrenzter) Gegengewalt zur menschlichen Gewalttätigkeit geschaffen? Warum hat er nicht kraft seiner Allmacht die menschliche Gewalt abgeschafft und damit das Problem an der Wurzel gepackt?
Warum hat er das nicht gemacht, der zugleich Allmächtige und Allgütige? Ich weiß es nicht.

Ich nehme an, dass im Sinne Lohfinks der Begriff der Sünde eine Rolle spielt: Nachdem der Mensch das Paradies verbockt hat (mit Eigenschaften, die Gott ihm gab, die er aber offensichtlich nicht benutzen hätte dürfen), hat Gott dem Menschen nach der Sintflut eine zweite Chance gegeben, aber mit schlechteren Bedingungen - mit "notwendiger Gewalt und legitimer Gegengewalt". Und dann hat er ihm das Christentum gegeben, damit er aus der Gewalt herauswachsen kann.

Ich empfinde das als Wunschdenken. Wenn man heilige Texte so verwendet, besteht freilich ein sehr großer Interpretationsspielraum - je nach Wunsch.
waden ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.12.2017, 21:51   #9493
waden
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Zitat:
Zitat von Jörn Beitrag anzeigen
Sein Gott ist jedoch allmächtig, und er hätte jede beliebige Methode verwenden können. Gewalt war überhaupt nicht nötig. Er wäre dabei auch nicht an die Gesetze der Logik gebunden gewesen.
Hier sehe ich die gleiche Kernfrage: Warum sollte ein Allmächtiger und zugleich Allgütiger all das machen? Wofür brauchte es im Paradies überhaupt die Versuchung? Hat Gott das Paradies als Prüfungssituation geschaffen?
waden ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.12.2017, 22:03   #9494
Jörn
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Zitat:
Zitat von qbz Beitrag anzeigen
Meiner Ansicht nach arbeitet Lohfink anhand der AT-Texte ein Menschenbild heraus oder interpretiert es hinein, das den Menschen als ein im Ursprung der Menschheitsgeschichte gewalttätiges, aggressives, triebhaftes, archaisches Wesen ansieht, ...
Du schreibst, dass Lohfink ein gewalttätiges Menschenbild aus dem AT ableitet oder es hineininterpretiert.

In beiden Fällen stellt sich die Frage, warum er das tut.

Was hältst Du von folgender Hypothese: Lohfink geht gar nicht vom Menschen aus (dessen Verhalten in der Bibel erklärungsbedürftig ist); sondern er geht von Gott aus (dessen Verhalten ebenso erklärungsbedürftig ist).

Das angeblich schlechte Verhalten der Menschen wäre dann nur ein Vorwand, um die Übeltaten von Jahwe zu rechtfertigen. Das würde auch zu seinem restlichen Text passen, der ja versucht, Gott reinzuwachsen.

In der Bibel findet man keine allzugroßen Sünden der Menschen in ihrem Alltagsleben; meist sind diese ohnehin von Jahwe angeordnet, vor allem, wenn es bestialisch wird. Der große Übeltäter ist Gott selbst. Menschen werden vor allem als Opfer göttlicher Macht dargestellt.

Nur zum Schein fragt Lohfink danach, warum die Bibel so brutal ist. Tatsächlich sucht er eine Begründung für die Brutalität von Gott. Seine Schlussfolgerung lautet, dass Gott erstens von den Umständen gezwungen wurde; und zweitens, dass die Bibel und die historischen Gegebenheiten so interpretiert werden müssen, dass ein guter Gott dabei herauskommt („es waren halt grausame Zeiten“). Die Menschen und die Bibel sind hierbei nur argumentative „Knetmasse“.
Jörn ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.12.2017, 22:16   #9495
Klugschnacker
Arne Dyck
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Zitat:
Zitat von qbz Beitrag anzeigen
Meiner Ansicht nach arbeitet Lohfink anhand der AT-Texte ein Menschenbild heraus oder interpretiert es hinein, das den Menschen als ein im Ursprung der Menschheitsgeschichte gewalttätiges, aggressives, triebhaftes, archaisches Wesen ansieht, welches erst im Laufe der Jahrtausende durch göttliche und staatliche Gewalten gebändigt, sozialisiert wurde. Analoge Sichtweisen findet man auch bei anderen Kulturkritikern z.B. Psychoanalytiker (Freud).
Der Ursprung der Menschheitsgeschichte ist jedoch von der Zeit des Alten Testaments 200.000 Jahre weit entfernt. Die Verfasser des Alten Testaments hatten keine Vorstellung davon – weder von den zeitlichen Abständen, noch von der Tatsache, dass der Mensch sich aus dem Tier (Affen) entwickelt hat. Ihr Geschichtsbewusstsein reichte einige Jahrhunderte, höchstens jedoch wenige Jahrtausende in die Vergangenheit zurück. Verkürzt man die Menschheitsgeschichte auf einen Tag, erscheint das Alte Testament um 23:42 Uhr.

In der Bibel sind die ersten Menschen, Adam und Eva, überaus menschlich und nicht animalisch dargestellt. Sie treten dem Tier, der Schlange, als Menschen gegenüber und bilden zu ihm einen Kontrast.

Menschen haben schon immer im sozialen Verband mit anderen Menschen gelebt. Soziale Regeln gibt es daher solange wie es Menschen gibt. Diese sozialen Verhaltensweisen entstehen von selbst, indem Menschen miteinander kooperieren. Kooperation setzt gemeinsame Interessen voraus. Ausgestoßen wird, wer unangemessen gewalttätig, unangemessen aggressiv oder triebhaft agiert. Auch die ersten Menschen verfügten daher zwangsläufig über eine Balance aus Eigennutz und Gemeinnutz.

Ich halte es für eine romantische Fiktion, wir Menschen seien von 0:00 bis 23:42 Uhr rasende Teufel gewesen und seien nun durch Religion etc. domestiziert. Dafür gibt es keine Belege.
Klugschnacker ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.12.2017, 22:25   #9496
Klugschnacker
Arne Dyck
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Zitat:
Zitat von Jörn Beitrag anzeigen
Nur zum Schein fragt Lohfink danach, warum die Bibel so brutal ist. Tatsächlich sucht er eine Begründung für die Brutalität von Gott. Seine Schlussfolgerung lautet, dass Gott erstens von den Umständen gezwungen wurde; und zweitens, dass die Bibel und die historischen Gegebenheiten so interpretiert werden müssen, dass ein guter Gott dabei herauskommt („es waren halt grausame Zeiten“). Die Menschen und die Bibel sind hierbei nur argumentative „Knetmasse“.
Ja, gut auf den Punkt gebracht. So scheint es mir auch.

@qbz: Ist es tatsächlich so, dass Lohfink in diesem PDF den Standpunkt der katholischen Kirche wiedergibt? Ich meine mich zu erinnern, dass Du deshalb auf ihn verwiesen hattest. Ist das tatsächlich so?
Klugschnacker ist offline   Mit Zitat antworten
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