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triathlon-szene.de | Europas aktivstes Triathlon Forum - Einzelnen Beitrag anzeigen - Gesundheitspolitik nach japanischem Vorbild?
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Alt 14.02.2018, 15:22   #1
Acula
Szenekenner
 
Registriert seit: 10.12.2013
Beiträge: 2.461
Gesundheitspolitik nach japanischem Vorbild?

Ich denke wir alle wissen, dass es in Deutschland immer mehr übergewichtige gibt und diese nicht nur ihre eigene Gesundheit einschränken (Herzkreislauf Erkrankungen, Lungenerkrankungen, Gelenkverschleiß) sondern auch das Gesundheitssystem stark belasten. Gesundheitsbewusstsein ist im Großteil der Gesellschaft und nicht nur in den niedrigeren Bildungsschichten nicht sehr stark ausgeprägt. Themen wie Ernährung werden in der Schule Stiefmütterlich behandelt und in den Medien findet (leider) Informationen jeglicher Qualität, von gefährlich über absurd zu kompetent.

Japan, ein Land mit einer ohnehin geringen Übergewichtsquote, hat Aufgrund des drohenden Anstiegs übergewichtiger bereits vor Jahren einen radikalen Schritt vollzogen. Große Firmen (oder alternativ öffentliche Stellen/Ämter) müssen ein mal im Jahr die Gesundheit jedes Mitarbeiters überprüfen (nur grob mit Gewicht und Taille-Hüft-Quotient). Bei Überschreitung der Grenzwerte wird dieser Mitarbeiter darauf hingewiesen und angeregt einen gesünderen Lebensstil zu wählen. Dazu werden Ernährungsberatungen sowie sportliche Aktivitäten vom Unternehmen bezahlt. Nach einer späteren (ich glaube so um die 3 Monate) Untersuchung wird erneut überprüft ob sich die Situation verbesser oder verschlechtert hat. Kommt es nicht zu einer Verbesserung, wird das Unternehmen mit Geldstrafen vom Staat belegt. Das ist die grobe Umsetzung/Idee.

Ich würde gerne wissen, was ihr von dem System haltet. Um eines Vorweg zunehmen, es ist erwiesener Maßen sehr effektiv.
Nachteile sehe ich persöhnlich in der starken Bevormundung (was zu einer geringen Akzeptanz führen dürfte). Eine weitere Gefahr ist in meinen Augen die mögliche Diskreminierung Übergewichtiger Personen. Wenn eine Firma wie Audi eine Stelle besetzen möchte und es bewerben sich zwei Personen mit gleicher Qualifikation, von denen eine Übergewichtig ist, dann sehe ich die Gefahr, dass Aufgrund der evtl. höheren Kosten die schlankere Person bevorzugt wird. Ob dies aber wirklich ein valides Argument ist dürfte aber zumindest angewzeifelt werden, da für die schlanke Person bei einer Gewichtszunahme ja die gleichen Kosten drohen.
Ich denke, dass so schon der Anreiz eines gesünderen Lebensstils erhöht und vor allem auch das Wissen über einen gesünderen Lebensstil erhöht werden kann. Viele Übergewichtige und vor allem Adipöse Personen schaffen den Ausweg aus ihrer Lebenssituation alleine nicht und benötigen dabei Hilfe. Diese Hilfe ist in Deutschland aktuell aber nicht ausgeprägt genug. Adipöse Personen werden eher gemieden und spöttisch belächelt als Unterstützt und auch das Gesundheitssystem ist in Deutschland nur eine eingeschränkte Hilfe wenn es um die finanzielle Untersützung bei Ernährungsberatung und Sportangeboten gibt und das obwohl Prävention billiger ist als Therapie & Rehabilitation.

Mir ist bewusst, dass sich ein solches System nur schwer auf unsere Gesellschaft drücken lässt, da einfach soviele Personen Übergewichtig und Adipös sind. Vom Widerstand der Individuen und der Wirtschaft mal ganz zu schweigen. Nichtsdesto trotz wäre die Reduktion von Übergewicht eine Erleichterung für das Gesundheitssystem und würde über mehrere Generationen zu einer gesünderen Gesellschaft führen. Die Nachkommen übergewichtiger Eltern werden mit höherer Wahrscheinlichkeit ebenfalls Übergewichtig. Übergewicht vor und während der Schwangerschaft erhöht das Risiko für Komplikationen und spätere Erkrankungen der Kinder massiv. Die Reduktion von Übergewicht würde also nicht nur der direkt betroffenen Generationen helfen, sondern auch zukünftiger die durch das Verhalten ihrer Eltern beeinflusst werden.

Sicherlich gäbe es auch andere Möglichkeiten:
- Veränderungen des Gesundheitssystems (Abrechnungen von ärztlichen Tätigkeiten, Leistungen der Krankenkassen)
- Weiterentwicklung des Bildungssystems, so dass auch auf Ernährung eingegangen werden kann. In meinen Augen eine große Baustelle, wobei auch Nahrungszubereitung, Esskultur oder Schulthemen wie das Fach "Care" in unserer Bildung einen Platz haben sollten
- Anreize/Förderung für/bei Sport schaffen

Alles in allem Fände ich, dass es ein spannendes Gedankenexperiment ist. Es gibt sicherlich genügend Punkte die einer genauen Abwägung benötigen würden (was sind die Grenzwerte bei Hüft/Taillienumfang, wobei es da zumindest gute wissenschaftliche Daten gibt oder auch was die höhe der Geldstrafen für Unternehmen wäre. Eventuell wäre auch das umgedrehte System mit Belohnung/Förderung eine sinnvollere Alternative).

Als wir dies in der Uni in einem Seminar diskutiert haben, kamen wir zu dem Schluss, dass wir einen Schritt in diese Richtung begrüßen würden. Wir glauben es ist unwahrscheinlich und in Deutschland nicht vermittelbar/durchsetzbar, aber es wäre eine Maßnahme die etwas bewirken würde (wenn auch nicht nur gutes?). Ein ähnliches System in einer etwas abgeschwächteren Form wäre denkbar, müsste aber erst ausgearbeitet werden. Fakt ist aber leider auch, dass die aktuelle Gesundheitspolitik in Deutschland keinen Fortschritt bedeutet.

Was denkt ihr davon?

ps: Bitte nicht gegenseitig die Köpfe einhauen sondern sachlich und emotional aber konstruktiv diskutieren (Fürs Köpfe einhauen gibt es hier schon genug Threads )

Geändert von Acula (14.02.2018 um 15:27 Uhr).
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