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triathlon-szene.de | Europas aktivstes Triathlon Forum - Einzelnen Beitrag anzeigen - Randonneure unterwegs
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Alt 11.07.2013, 18:25   #167
pioto
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Registriert seit: 09.10.2006
Ort: Oberbayern
Beiträge: 1.830
Gerade eben flatterte die Ausschreibung für die Challenge Kraichgau ins Haus und das war für mich der Auslöser, mit meinem Bericht vom 1200er Brevet HCH anzufangen. Warum? Das Startgeld im Kraichgau für die Mitteldistanz beträgt 195 Euro, genauso viel wie für das Brevet, das uns in vier Tagen u.a. durch folgende Städte und Gegenden führen sollte:

- Brüssel
- Paris
- Orleans
- Loiretal
- Champagne
- Reims
- Ardennen

Ich weiß, die Triathleten können es nicht mehr hören, aber für die 195 Euro gab es in meinem Fall:

- Je 1x Übernachtung mit Frühstück vor und nach der Veranstaltung in einem privaten Gästezimmer (1x Doppel, 1x Einzelzimmer)
- 3 Übernachtungen in einfachen Hotels unterwegs
- 3 x Frühstück morgens um 4 beim Begleitfahrzeug, mit großer Auswahl und äußerst reichlich
- Hin und wieder Begleitfahrzeug an der Strecke mit Obst und Brot/Wurst/Käse.
- Bei der Rückkehr eine Grillparty mit großem Salat- und Obstbüffet
- Ehrung der Finisher und Erinnerungsmedaille

Dann noch die technischen Daten:
- 1200 km gemäß dieser Strecke: http://www.openrunner.com/index.php?id=2590174
Herentals - Mechelen - Brüssel - Paris - Orleans - Cosne sur Loire (Partnerstadt von Herentals) - Champagne - Reims - Ardennen - Herentals
- Vergleichweise moderate 7600 Höhenmeter
- Zeitlimit: 90h
- Unterschied zu "normalen" Brevets: kein Durchfahren, wie sonst üblich, sondern Nachtlager in einfachen Hotels

Ich fuhr fast die gesamte Strecke mit einem deutschen und einem niederländischen Randonneur (Axel und Henk). Die Stimmung war die ganze Zeit top, kein böses Wort, kein Streit, super! Der tägliche Ablauf war wie folgt: morgens 4 Uhr wecken, 4.30 Uhr Frühstück am Begleitfahrzeug, 5 Uhr Abfahrt aller 41 Teilnehmer. Es bildeten sich täglich rasch die selben Gruppen aus 3 bis 8 Fahrern, die meist den ganzen Tag zusammen blieben. Ein paar Einzelkämpfer gab es zusätzlich, sowie ein Tandem, besetzt mit zwei Deutschen, Männlein und Weiblein, aber nicht verheiratet oder in einer Beziehung (das mussten die beiden ca 20x beantworten).

Ich schreibe dieses Mal keinen chronologischen Bericht, sondern nenne nur 9 Highlights (es gab sicher mehr, aber das sind die 9 Punkte, die mir spontan zu dem Trip als erstes eingefallen sind). Das ist keine Hitparade von 9-1 sondern einfache 9 schöne Erinnerungen:

1) Fahrt um den Triumphbogen in Paris

Wir fuhren als ca. 25er Gruppe nach Paris hinein und diese verlor ich leider an dieser Stelle, da ich unbedingt eine komplette Runde um den Arc de Triomphe drehen wollte. Daraus wurden dann zwei Runden, denn ich verpasste meine Ausfahrt, eine der zwölf Einmündungen. Ich habe den Bogen jetzt mit dem Rad umfahren, habe mich mit dem Leihwagen im Berufsverkehr hinein getraut (und bin nach 1/4 wieder rausgefahren wegen panischer Angst) und bin in grauer Vorzeit zu Fuß zum Bogen rüber, eine Mutprobe, die wahrscheinlich sogar die Camorra als Aufnahmeprüfung anerkennt. Die Fahrt durch Paris führte uns natürlich auch an zahlreichen anderen Sehenswürdigkeiten vorbei: Moulin Rouge, Sacré Coeur, Eiffelturm, Notre Dame und einige mehr. Insgesamt finde ich das Radwegenetz in Paris gar nicht so übel.



2) Das Büffet im chinesischen Restaurant in Romilly-sur-Seine

Essen ist das zentrale Thema auf einem Brevet dieser Länge. Man bzw. ich hat/habe IMMER Hunger. Und da kam uns dieser Chinese gerade recht:



Das Beste daran ist das all-you-can-eat, dachten wir. Aber es kam noch besser, es gab auch ein all-you-can-drink, hurra! Und das alles zum unverschämten Preis von 11 Euro. Vorspeisen, Hauptspeisen, Eis und Nachtisch bis zum Abwinken und dann noch so viele Dosen Cola oder Eistee wie das Herz begehrt. Noch 2h später hatte Kollege Henk aus Den Haag kein anderes Thema als das hervorragende und überreichliche Essen dort (ich übrigens auch nicht). Ich gönnte mir als einziger unserer Dreiergruppe trotzdem noch ein Abendessen mit englischen Randonneuren. Mehr dazu später.
Triduma sagte ja mal zu den von mir geposteten Bildern, dass er lieber Powerbars äße, als die abgebildeten Speisen. Mich würde mal interessieren, wie es sich hier verhält?

3) Die allabendliche Bettruhe in den Luxushotels vom Typ Etap bzw. Formule 1.

Schon am frühen Abend freute ich mich auf den Schlaf im Hotel von 21-4 Uhr, 7 volle Stunden! Fürstlich für ein Brevet. Niemand war müde oder genervt, sondern der Spaß war stets vorhanden. Organisator Jan hat die Strecke so ausgearbeitet, dass die Kontrollzeiten machbar sind und nur der erste Tag mit 365 km relativ lang ist. Bis 600 km darf die Durchschnittsgeschwindigkeit bei einem Brevet 15 km/h nicht unterschreiten, danach gilt ein Schnitt von 13,3 km/h. Brutto, d.h. inkl. aller Pausen. Die Gesamtzeit für 1200 km liegt bei 90h. Eine Ausnahme bildete der dritte Abend im Restaurant Hippopotamus in Reims. Hier geriet ich in schlechte britische Gesellschaft und wir bestellten eine Flasche Wein zum Essen. Dann noch eine, schließlich sind wir in der Champagne. Und weil zwei Flaschen für drei Männer etwas knapp bemessen sind, teilten wir uns noch eine dritte Pulle. Die notwendige Bettschwere, eigentlich ohnehin schon durch die sportliche Betätigung vorhanden, war nun auf das extremste ausgebildet. Leider war es auch schon 1 Uhr, also nur 3h Schlaf. Man kann nicht alles haben und ich wusste, dass ich am nächsten Tag leiden müsste. Aber wie sagte schon der große deutsche Poet Roberto Blanco: "Ein bisschen Spaß muss sein". Und deshalb musste dieser kleine Ausrutscher sein.

Normalerweise wird im Randonneurshotel geschlafen (Bankautomat), dieses Mal echter Luxus, auch wenn die Betten etwas kurz ausfielen.



4) Das Engagement der Organisatoren

Einkaufen, erklären, helfen, Essen vorbereiten, Begleitfahrzeug fahren, Gepäck ausgeben und annehmen, außerplanmäßig Getränke verkaufen (um den chronisch klammen Randonneuren Kosten zu ersparen), Hotelzimmer verteilen, Fahrräder bewachen und vieles mehr. Die zwei Jungs, Jan & Eddi, haben ihre Arbeit hervorragend gemacht, auch die Planung und Organisation vor der eigentlichen Veranstaltung. Das Ganze von Jan mehrsprachig (englisch, deutsch, flämisch, französisch) mit einigen kräftigen Prisen Humor, Ironie & Sarkasmus gewürzt - perfekt! Es hätte einfach nicht besser sein können. Danke euch beiden!




5) Kontakte zu Randonneuren aus vielen Ländern

Ständig hörte man verschiedene Sprachen. Englisch, klar, ist nix Besonderes. Aber brasilianisches Portugiesisch, Französisch, Flämisch. Leider gab es nur einen Israeli, welcher nächstes Jahr gerüchteweise einen 1200er Brevet in der Wüste ausrichten möchte, und einen Russen. Es war ein wirklich sehr bunt gemischtes Feld, und das verlieh diesem Brevet ein zusätzliches Flair. Vor allem die Brasilianern mit den eigens für diese Tour angefertigten Radtrikots. Es war so wie erwartet: man konnte sich viel unterhalten, vor allem mit den Engländern, da die auch unser Tempo fuhren, aber am Abend immer wieder auch mal mit den Exoten und langsameren Fahrern. Sehr schön.

Ca. 20 Fahrer kamen als Gruppe an, die meisten davon sind auf diesem Bild:



Teil 2 folgt sogleich
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