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Alt 30.12.2017, 17:21   #10047
Jörn
Esst mehr Gemüse
 
Benutzerbild von Jörn
 
Registriert seit: 22.09.2006
Beiträge: 3.499
Was ist mit der zweiten Generation? Die Kinder der Flüchtlinge? Sie wachsen in einer freiheitlichen, säkularen Gesellschaft auf. Google beantwortet mühelos viele Fragen, die sich frühere Generationen noch ergebnislos gestellt haben. Beispielsweise gibt Google in 0,01 Sekunden eine Antwort auf die Frage: "Wie kann das Universum aus dem Nichts entstehen?". Immer weniger Menschen werden daher überhaupt einen Grund finden, sich mit Engeln und Geistern zu beschäftigen, wenn bereits alle wesentlichen Fragen zufriedenstellend beantwortet wurden.

Natürlich sind diese Antworten teilweise komplex. Das öffnet die Tür für Scharlatane. Ein gutes Beispiel dafür ist Astro-TV und die Anruf-Sendung "Objektiv" von k-tv (katholisches TV), bei denen die Anrufer (meist alte Frauen) eine verblüffende Einfalt demonstrieren, was bei allem Verständnis für unterschiedliche Lebenswege durchaus Spott verdient hat. Sowas wird's sicher immer geben. Aber wird es gesellschaftlich relevant sein?

Ich finde, man darf sich von kleinen Auf- und Abbewegungen nicht den Blick für das größere Bild verstellen lassen. Immer mehr Fragen, die früher zur Domäne der Religionen gehörten, werden von der Wissenschaft beantwortet. Aber nicht nur die Fragen/Antworten werden daraufhin der Wissenschaft zugestanden, sondern die gesamte Domäne. Beispielsweise ist die Frage der Krankheiten eine rein wissenschaftliche Domäne geworden, und niemand würde hier auf die Idee kommen, einen Pastor dazu zu konsultieren. Im Gegenteil: Wenn jemand böse Geister oder irgendwelche Jungfrauen als Ursache für eine Krankheit vermutet, gilt er bereits nicht mehr als gläubig, sondern als verrückt (zumindest als verschroben). Die Kirchen wollen diese Domäne gar nicht zurückgewinnen, weil es absurd wäre (der aktuelle Papst mit seinem Teufelswahn ist eine Ausnahme).

Es gibt nicht ein einziges Beispiel für eine Domaine, bei der die Wissenschaft einst die beste/populärste Antwort lieferte, und bei der die Religion diese Rolle zurückgewinnen konnte. Was einmal verloren war, blieb verloren. Die hier und da aufflammende neue Religiosität (derzeit in Afrika und Latein-Amerika) verfügt über ein immer kleiner werdendes Spielfeld.

Dafür gibt es ein ziemlich spektakuläres Beispiel:

Ohne dass es großartig bemerkt wurde, hat die Religion es aufgegeben, die Welt erklären zu wollen. Stattdessen hat man umgeschwenkt auf "Moral", und zwar so erfolgreich, dass heute allgemein angenommen wird, dies wäre schon immer das zentrale Anliegen des Christentums oder der Bibel gewesen.
Tatsächlich spielt "Moral" in der Bibel kaum eine Rolle. Auch menschlich-seelische Bedürfnisse spielen dort kaum eine Rolle. Das Wohlergehen des einzelnen Individuums sind 95% der Bibeltexte völlig schnuppe. (In der Bibel sterben kleine Kinder am laufenden Band; über die Trauer der Eltern erfährt man nichts. Eine Mutter kocht irrtümlich, von Gott geblendet, ihren Sohn. Außer Schadenfreude gibt die Bibel dazu keinen Kommentar.)
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