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Alt 15.02.2018, 16:06   #31
OhneRad
Szenekenner
 
Registriert seit: 19.09.2017
Beiträge: 493
Zitat:
Zitat von Klugschnacker Beitrag anzeigen
Machen sie aber anscheinend nicht, oder die Jugendlichen interessiert das in dieser Lebensphase nicht. Hätte mir meine Mutter in meinen Flegeljahren beibringen wollen, wie man aus einem Blumenkohl eine Mahlzeit macht, wäre ich eilig verduftet. Den Studenten, mit denen ich meine WG-Jahre verbracht habe, ging es offenbar ähnlich. Da gab es Mensa oder Wagner-Pizza oder Miracoli.
Die meisten meiner Kommilitonen können ganz passabel frisch kochen, aber da ist Übergewicht sowieso ein äußerst begrenzt bedeutsames Thema. Ich habe mit mehr 1000 Ersties angefangen zu studieren und in den Hörsälen waren pessimistisch vielleicht 2,5% der Leute in einer Region, die man als Übergewicht bezeichnen kann.
Und bei denen glaube ich nicht, dass das an Unwissenheit oder Bequemlichkeit lag (wer ist schon gerne übergewichtig? Man wird im Club nicht angesprochen, liegt nicht gerne zwischen allerlei getrimmten Körpern am See/Kanal etc.), sondern vermutlich andere Ursachen hat.

Zitat:
Mehr Lebenszeit auf der Schule müsste deshalb nicht sein. Das ein oder andere Schulfach könnte für ein halbes Jahr etwas Platz machen, das würde bereits genügen.

(Etwas off topic: Dem schulischen Kochkurs könnte man vielleicht ein paar Wochen "Verbraucherkunde" voranstellen. Dort könnten die Jugendlichen unter anderem lernen, wo die Billigjeans herkommt, oder die Fleischmahlzeit für 3 Euro.)
Es gibt doch schon Unmengen von Präventionsprogrammen in den Schulen. Ansonsten halte ich es nicht für den Sinn der weiterführenden Schule, einem grundlegende Lebensführung beizubringen. Wer kochen lernen will, kann das auch.
"Verbraucherkunde" in diesem Sinne hatte ich ohne Ende in der Schule, in Erdkunde zum Beispiel. Übrigens sind Billigjeans und Discounter-Fleisch nicht zwangsläufig unter schlechteren Bedingungen produziert, als Markenhosen und Biofleisch.



Generell wird das hier vorgestellte System zur Bestrafung und Reglementierung von Menschen ja häufiger diskutiert und ich finde das hochproblematisch. Zunächst rechnet man Menschen ihre Krankheiten zu - was aber nie zweifellos belegt werden kann. Es gibt Risikofaktoren, natürlich, aber gerade bei altersbedingten Erkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck etc. kann man nicht wirklich sagen, ob Jemand ohne sein Übergewicht verschont geblieben wäre.
Zu einem echten Solidarsystem gehört nach meinem Verständnis, dass man solidarisch ist ohne Gegenleistung zu erwarten. Plakativ gesagt, dem Obdachlosen einen Euro geben, auch wenn der sich ne Flasche Bier davon kauft.
Wo sollte man auch die Grenze ziehen? Warum Übergewicht? Andere Beispiele - das ausüben verletzungsreicher Sportarten wie Reiten, Skifahren, Fußball und Laufen wurde ja schon genannt oder auch hypochondrische Arztgänge. Das funktioniert nur, wenn man sich der Logik der Versicherungsmathematik unterwirft und Menschen nach Kosten-Nutzen-Risiko Logik bewertet. Und warum? Um 5 Euro Krankenkassenbeitrag zu sparen? Weil man es nicht erträgt, wenn andere Menschen vielleicht netto mehr aus dem System bekommen als man selbst?
Mein Vater ist übergewichtig und hat gesundheitliche Probleme, die ohne wahrscheinlich besser wären. Er weiß das und er ist nicht glücklich damit, kriegt es aber nicht hin, sich nach Feierabend auf den Trainer zu setzen oder jeden Schokoriegel zwischendurch zu entsagen. Anderseits ist er 60, selbstständig, hat sich immer um die Erziehung von mir und meiner Schwester gekümmert, seit Jahrzehnten in der Kommunalpolitik aktiv und ziemlich genau seit unseren Auszügen noch damit beschäftigt sich um seine demenzkranke Mutter zu kümmern. Ein solches System ginge hin und sagt ihm: Du hast zwar Alles gemacht, was man von einem Staatsbürger erwarten kann, aber deine Disziplinschwäche bezüglich oben genannter Dinge muss leider trotzdem bestraft werden. Mit welchem Recht tut man das?
Das Übergewicht auch andere Ursachen haben kann, als Völlerei oder Faulheit muss man sich eben auch klar machen.

Nicht zuletzt habe ich in Gesundheitsökonomik gelernt, dass Gesundheitskosten zum wesentlichen Teil im letzten halben Lebensjahr eines Menschen anfallen. Ob er dann mit 70 an Übergewicht und Herzproblemen oder mit 87 an einer Lungenentzündung stirbt spielt dabei nur eine geringfügige Rolle, aber gegen das was in diesen letzten Monaten an Therapien, Pflege, Überwachung und OPs aufgefahren wird, verblasst das restliche Leben kostentechnisch meist. Von Pflegekosten, die statistisch vor Allem bei Ü80-Jährigen anfallen ganz zu schweigen. Ob da also wirklich so viel Einsparpotential vorherrscht, wage ich zu bezweifeln.
Edit: Wie siehts mit den Kosten von Erkrankungen aus, die durch psychischen Druck auf Übergewichtige entstehen?

Geändert von OhneRad (15.02.2018 um 16:33 Uhr).
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