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Alt 25.09.2015, 13:33   #1660
Klugschnacker
Arne Dyck
triathlon-szene
Coach
 
Benutzerbild von Klugschnacker
 
Registriert seit: 16.09.2006
Ort: Freiburg
Beiträge: 22.923
Zitat:
Zitat von aequitas Beitrag anzeigen
…religiöse Erfahrungen...

…unbedingt. Die Bibel ist ein einziges Dokument des Flehens, des Hoffens und Schreiens nach irgendeinem, der da ist und antwortet. Sie gibt ein Resonanzversprechen: Da ist jemand, der hört dich. Deshalb ist Religion für viele – entgegen allen soziologischen Prognosen – auch weiterhin ein attraktiver Erfahrungsbereich.
Religionen existieren, das ist eine unbestrittene Tatsache. Ebenso existiert der Glaube in einem ganz realen Sinn.

Wo Religion den Glauben zum Inhalt hat, geht es daher um real existierende Dinge. Religiöse Gefühle sind echt. Was jedoch offenbar nicht existiert, ist der Gegenstand dieses Glaubens, nämlich Gott. Er ist nicht real, sondern eine abstrakte Vorstellung.

Dass nicht existierende Dinge eine Form von Realität bekommen können, ist eine ganz normale Sache, mit der wir jeden Tag dutzendfach umgehen. Die Papierscheine in meiner Brieftasche sind nur deshalb etwas wert, weil ich daran glaube, weil mein Nachbar daran glaubt, weil alle Händler, Lieferanten und Arbeitgeber daran glauben. De facto sind sie nichts wert. Unser Glaube an ihren Wert ist real, nicht aber ihr Wert selbst.

Ebenso sind die Menschenrechte nicht real, sondern eine Fiktion (eine Vereinbarung). Unser Glaube an sie ist real und hat reale Auswirkungen in der Welt. Dass jedoch alle Menschen gleich seien, hat in der Realität keine Entsprechung. Die Menschenrechte achten bedeutet, "so tun als seien sie gleich".

Im Sinne der "Menschenrechte" etwas "Gutes" zu tun, kann eine beglückende Erfahrung sein. Ebenso, sich inmitten von Geld "reich" zu fühlen. Oder als junger Rechtsanwalt einer GmbH zu ihrem Recht zu verhelfen. Wobei weder die GmbH noch das Recht real existieren, sondern nur unser Glaube daran, dass sie existieren.

In gleicher Weise sind religiöse Erfahrungen real. Denn sie beziehen sich auf eine Fiktion, die real ist. Der Gegenstand dieser Fiktion ist jedoch nicht real.

Die religiöse Selbsterfahrung nun in einen grundsätzlichen Kontrast zu setzen mit anderen Fiktionen, denen wir eine Realität verleihen, indem wir an sie glauben, ist Unsinn. Ob ich den ganzen Tag mit Aktien handle oder mich stundenlang vor einer Mauer verbeuge ist grundsätzlich dieselbe Sache. Man kann nicht sagen, der eine widme sich dem Eigentlichen und Wahren, während der andere in die Irre läuft.

Der vermeintliche Tiefgang des einen existiert nur aus seiner eigenen Perspektive heraus.

Grüße,
Arne
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