Zitat von FAZ
Kai Hundertmarck erteilt dem Ironman Frankfurt eine zwiespältige Absage:
Eidesstattliche Erklärung ja, Start nein
FRANKFURT. "Local Hero, Global Fighter". Diesen Slogan hatte sich Kai Hundertmarck einst gegeben, als er das Peloton der Radprofis verließ, um fortan sein Auskommen im Lager der Triathleten zu finden. Hundertmarck, in Kelsterbach großgeworden, in Eppstein mit seiner Familie lebend und heimisch geworden, ist als Sieger des Henningerturm-Rennens 2000 fürwahr eine lokale Größe. Doch in Frankfurt starten, beim Ironman am 1. Juli, das wird er nicht. Am Feiertag Fronleichnam hat sich der 38 Jahre alte Triathlonprofi mit einer Rundmail an die Öffentlichkeit gewandt und seine Motive für seinen überraschenden Rückzug vom Europameisterschaftsrennen genannt. Vor wenigen Tagen noch hatte er eine "persönliche Hexenverfolgung" ausgemacht, der er sich durch Kurt Denk, den Frankfurter Veranstalter des nach Hawaii wichtigsten Ironmanrennens der Welt, ausgesetzt sah. In seiner am Donnerstag verbreiteten Stellungnahme fühlt sich Hundertmarck in Verbindung mit dem Doping-Skandal "einem Generalverdacht unterzogen. In den vergangenen siebzehn Jahren Profisport habe ich mich unzähligen Trainingskontrollen unterworfen und habe mir nie etwas zuschulden kommen lassen." Für Hundertmarck, der "Triathlon aus Leidenschaft" betreibt, wie er in seiner Erklärung ausführt, "war es für mich das Größte, als Frankfurter Bub mich meinen Fans hier vor meiner Haustüre auch in meiner neuen Sportart zu präsentieren. Mittlerweile ist mir jedoch der Spaß hieran aufgrund der Haltung des Veranstalters vergangen."
Gut möglich, dass Hundertmarcks Startverzicht beim Europameisterschaftsrennen in Frankfurt die Folge einiger Missverständnisse und Fehlinterpretationen ist. So führt der seit 2004 auf der Langstrecke startende Hesse auch an, "dass ich aufgrund des Sponsorenausschlusses im Athletenvertrag von Kurt Denk nicht starten werde, der es mir untersagt, mit Sponsoren aus dem Bereich Banken in der Zeit vor und nach dem Wettkampf aktiv zu werben". Eine ganz und gar irrige Annahme, wie Veranstalter Denk am Donnerstag telefonisch erklärte. Nie habe Hundertmarck wegen seines Sponsorings mit der Deutschen Bank Schwierigkeiten beim Frankfurter Ironman gehabt, das bekanntlich von Titelsponsor Frankfurter Sparkasse in den kommenden Jahren unterstützt wird. So werden beispielsweise am 1. Juli Hawaii-Sieger Normann Stadler (Dresdner Bank) und der letztjährige Zweite Timo Bracht (Commerzbank) mit entsprechenden Logos für andere Geldinstitute in Frankfurt starten.
Denks Haltung in Sachen Doping ist bekannt. Der Vorkämpfer steht für null Toleranz und hat deshalb auch alle in Frankfurt startenden Profis schriftlich aufgefordert, eine entsprechende eidesstattliche Erklärung abzugeben. Von Normann Stadler beispielsweise hat er sie schon erhalten, von Faris Al-Sultan, dem anderen deutschen Hawaii-Sieger, wird er sie in den kommenden Tagen bekommen. Die eidesstattliche Erklärung von Kai Hundertmarck ist am Donnerstag eingetroffen - nicht im Büro von Denk, sondern in den Frankfurter Zeitungsredaktionen. Hundertmarck sagt dazu: "Insbesondere die Vorverurteilungen aufgrund meiner sportlichen Vergangenheit als Radprofi im Team Telekom und die Aussage von Herrn Denk als Veranstalter des Ironman Germany, dass er besonders bei mir gespannt ist, ob ich eine eidesstattliche Versicherung abgebe, dass ich nicht gegen die Doping-Regeln verstoßen habe, haben mir den Spaß an der Teilnahme genommen. Dass die von ihm geforderte Abgabe für mich kein Problem ist, sehen Sie an beigefügtem Dokument."
Eidesstattliche Versicherung ja, Start nein: Damit das "harte und intensive Training der vergangenen Monate" nicht vergebens war, will Hundertmarck bei einer Konkurrenzveranstaltung starten. Im Gespräch ist eine Teilnahme beim Ironman Austria. Der findet eine Woche nach Frankfurt am 8. Juli in Klagenfurt am Wörthersee statt. ralf weitbrecht
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