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-   -   Helmut Kohl ist tot (https://www.triathlon-szene.de/forum/showthread.php?t=42105)

Vicky 17.06.2017 14:31

Helmut Kohl ist tot
 
Man mag über ihn denken was man will. Er war ein großer Politiker und Staatsmann unserer Zeit. Seine politischen Erfolge, wie sein Beitrag zur Deutschen Einheit sind unumstritten. Es hat mich sehr bewegt von seinem Tod zu lesen.

Ich habe Helmut Kohl zwar nicht gewählt, habe ihn mal live treffen können. Naja... ich habe damals gekellnert. Es war eine Erfahrung. Da stand die Presse in 4er Reihen um einen großen Tisch zum Dinner und man als Servicekraft die Pommes einzeln kredenzen muss... :Cheese:

Ich finde es unerträglich, was zum Teil in den sozialen Netzwerken für Kommentare zum Tod dieses großen, natürlich nicht fehlerfreien Mannes abgegeben werden. Es ist schockierend, wie selbstverständlich man heutzutage pietätlose Kommentare verfassen kann ohne auch nur eine Millisekunde darüber nachzudenken, dass es einfach völlig unpassend ist. Wie wenig soziale Intelligenz manche Menschen doch heutzutage besitzen. Wurde diese Generation wirklich so erzogen? Gibt es keine Grenzen mehr im Umgang miteinander in den sozialen Netzwerken? Ich kann darüber nur den Kopf schütteln. Ich frage mich auch, wie man das wieder hinbekommen könnte, dass die Leute verstehen, dass es Momente gibt, wo Hohn und Schmäh einfach nur unangebracht sind. Bewegen sich nur die Schreihälse in den sozialen Netzwerken und alle anderen haben sie längst verlassen? Es ist ein Armutszeugnis.

ricofino 17.06.2017 14:49

Ich denke auch, dass Helmut Kohl einer der prägenden Politiker in der Deutschen Geschichte war. Auch war er auch genau ein Drittel meines Lebens der Kanzler.

Er war auch ein Typ der angeeckt ist, seine Haltung in der Spendenaffäre Dicht zu halten und nicht die Spender zu verraten finde ich persönlich in Ordnung.

Überraschend war jetzt sein Tod nicht, er war schon sehr gealtert bei seinen letzten Auftritten. Auch die Medien schienen nicht überrascht, gerade die TV Beiträge schienen in der Schublade zu liegen.

Was in den Sozialen Netzwerken geäußert wird weiß ich nicht, da ich da nichts lese und mache. Das aber da von Leuten die woanders nichts zu sagen haben und Ihren Unsinn nur da loswerden können ist nun mal so. Wer es liest und sich dann aufregt ist selbst Schuld.

Necon 17.06.2017 15:36

Zu Kohl kann ich nichts sagen. Da war ich noch zu jung dafür, als das ich mich mit internationaler Politik beschäftigt habe, wobei seinen Einfluss habe sogar ich mitbekommen.

Zu den 'Sozialenmedien' ich persönlich habe zum Beispiel schon lange aufgehört auf Facebook zu lesen, klar hin und wieder schaue ich mal durch, aber ich habe begonnen Freunde als auch 'Freunde' die viele politische Inhalte posten zu blockieren, denn es interessiert mich ganz ehrlich nicht was XY zu diesem und jenem zu sagen hat, vor allem weil zu 95% ohnehin nur oberflächlicher Blödsinn gepostet wird und es früher oder später auf Beleidigungen hinausläuft. Und meistens ist es nur eine Frage der Zeit bis irgendjemand aus der Linken oder Rechten Ecke Hitler in den Raum wirft.
Viele Leute haben noch nicht Begriffen, dass das Internet kein Straffreierraum ist, aber das wird sich denke ich die nächsten Jahre ändern.
Wobei die Meldungen auf Facebook meist sehr harmlos sind, wo mit wirklich das Grausen kommt ist zum Beispiel auf Youtube.

Man muss aber oft gar nicht soweit gehen, sondern muss sich nur so manche Diskussion hier im Forum ansehen und die geistigen Ausdünstungen so mancher hier lesen. Auch wenn es aktuell besser ist, gibt es doch immer wieder einige Dinge die ich so am Anfang meiner Zeit hier nicht erlebt habe und mir nie vorstellen hätte können.

waden 17.06.2017 15:39

Zitat:

Zitat von ricofino (Beitrag 1310229)
Was in den Sozialen Netzwerken geäußert wird weiß ich nicht, da ich da nichts lese und mache. Das aber da von Leuten die woanders nichts zu sagen haben und Ihren Unsinn nur da loswerden können ist nun mal so. Wer es liest und sich dann aufregt ist selbst Schuld.

Einerseits richtig. Andererseits sind die soz. Netzwerke schon ein Spiegel eines Großteils der Gesellschaft; gerade wenn man Kinder hat, kann man sich da nicht so leicht entziehen.
Die Verrohung des Tons in diesen Fällen ist ein wirklich häßliches Phänomen.

schoppenhauer 17.06.2017 15:49

Als junger Mann ging mir der ewige Kanzler ziemlich auf den Sack.

Aus heutiger Sicht war er ein echter Glücksfall für Europa, auch von mir ein "danke" dafür.

Ansonsten war er alt und ging dahin, wie wir alle einmal. Da ist mir manch ein RocknRoller-Tod aus 2016 näher gegangen.

Necon 17.06.2017 15:52

Ich glaube nicht das es ein Spiegel eines Großteils der Gesellschaft ist.

Ganz im Gegenteil.
Das Problem ist doch diese Medien zeigen einen nur seine 'Favoriten' und das womit man sich am meisten beschäftigt. Dadurch bekommt man immer weniger von der Gegenseite mit und glaubt irgendwann alles dreht sich nur um die Themen die man selber auch hat.
Außerdem gibt es bereits genug Studien die belegen wie sehr Leute unter den Einfluss sozialer Medien leiden können, da man natürlich immer nur das gute Postet und dadurch erscheint das Grad bei den Freunden immer grüner.

captainbeefheart 17.06.2017 15:56

Kohl hat sich ausdauernd und erfolgreich um die europäische und deutsche Einigung verdient gemacht und insofern gebührt ihm zu Recht ein prominenter Platz in den Geschichtsbüchern.

Allerdings steht auf der kritischen Seite, dass er für ein "Ehrenwort" seine persönliche Reputation auf's Spiel gesetzt und in der Konstruktion der europäischen Währungsunion gravierende Fehler gemacht hat, die wir heute noch aushalten müssen sowie "blühende Landschaften" versprochen hat, an deren Stelle erst einmal (und noch immer) gravierende Verwerfungen getreten sind.

Dass er als privater Mensch (Vater, Partner) offenbar ziemlich gescheitert ist, finde ich tragisch.

su.pa 17.06.2017 19:47

Ich weiß nicht, ihm wird immer die Wiedervereinigung gutgeschrieben. Aber vielleicht war es sowieso an der Zeit und jeder andere Kanzler hätte es auch gemacht.

Bei Spiegel-Online steht ein sehr kritischer Artikel über seine politischen Hinterlassenschaften. U.a. steht da, dass er evtl. durch seine Politik damals selbst dran schuld ist, wenn die Währungsunion mal scheitert.
War überrascht, dass ihn der Spiegel so zerlegt, offenbar war da mal was?

Ich hab ihn damals abgewählt. War damals total euphorisch, durfte das erste Mal wählen, hat sich auch gelegt...

schnodo 17.06.2017 21:38

Es wird auf die "sozialen Netzwerke" eingeprügelt. Warum erwartet man von den Menschen dort etwas, das die etablierten Medien schon nicht hinbekommen (man achte auf die Birne in dem Bild)?



Man kann von Kohl halten, was man will. Aber sein Tod wäre eine gute Gelegenheit gewesen, zu zeigen, dass man eine Rest Anstand besitzt und ihm zumindest für ein paar Tage nachzueifern, indem man den Mund hält.

ThomasG 17.06.2017 21:46

Kaum zu glauben, aber als ich das erste Mal wählen dürfte, habe ich meine Kreutzchen tatsächlich bei der CDU gemacht.
Wir hatten damals einen etwas autoritären Sozi- und Gemeinschaftskundelehrer an der Schule und der hat zumindest mir weis machen können, dass es bei der betreffenden Bundestagswahl nicht zuletzt darum ginge sich zu entscheiden, ob auf Atomkraft oder auf damals eher konventionelle Energieerzeugung gesetzt werden sollte.
Später wurde ich dann über viele Jahre Stammwähler der Grünen und habe das somit hoffe ich mal eingermaßen gut gemacht ;-).
Mein Vater hat früher öfter erzählt der Kohl hätte sich im Laufe der Jahre unheimlich gemacht.
Anfangs hätte man sich schämen müssen, wegen seines Dialektes bzw. allgemein seiner Art zu reden.
Da mein Vater zwar schon ganz gut reden konnte, aber eben doch ein echter Pfälzer war, hat er das sicher nicht bierernst gemeint.
In den 1980ern habe ich ihn mal leibhaftig an einem Samstag morgen getroffen.
Ich war gerade im Begriff den Kassenbereich eines kleinen Hallenbades (Hallenbad Nord in der Pettenkoffertstraße in Ludwigshafen Friesenheim) einzutreten, da kam er mit einem wehenden Trenchcoat gerade heraus und redet noch ein paar Worte mit der Frau an der Kasse und zwar in breitem Pälzisch (was mir sehr gefallen hat :-)).
Kohl hatte denke ich (ich weiß kaum was von ihm, es ist mehr eine Gefühlssache) schon auch in meinen Augen sympathische Züge.
Er konnte mit Menschen umgehen denke ich und war ihnen durchaus wohlgesonnen, wenn sie seine Autorität so anerkannten, wie er sich das wohl so vorgestellt hat.
Später war ich Briefzusteller.
Die Marbacher Straße gehörte zu meinem Zustellbezirk.
Einmal habe ich die Post einfach so eingeworfen ohne sie am Wachhhäusschen abzugeben.
Dabei hat mich wohl einer auf einer Kamera oder so gesehen.
Ruckzuck war ich aber schon wieder weg.
Dummerweise hatte ich vergessen in der gleichen Straße eine Sendung für einen Nachbarn einzuwerfen.
Da wollten sie mich dann fast verhaften.
Also nicht wegen der Sendung, die ich vergessen hatte einzuwerfen, sondern weil ich beim Herr Kohl einfach so was eingeworfen habe.
Gut - nachdem sie meine Personalien hatten und bei Regiopost gecheckt hatten, dass ich zu dem Laden gehöre, ließen sie mich dann gehen.
Das Verhältnis zu seiner eigenen Familie dürfte schon zumindest zeitweise problemamtisch gewesen sein.
Ich glaube aber ganz weit oben in der Politik landen halt in der Regel sehr ausgeprägte Alphatiere und das Umfeld entwickelt sich entsprechend bis irgendwann kaum noch jemand direkt Kritik äußert.
Naja, er möge auf jeden Fall in Frieden ruhen.

MattF 17.06.2017 22:37

Zitat:

Zitat von Vicky (Beitrag 1310226)
Wie wenig soziale Intelligenz manche Menschen doch heutzutage besitzen. Wurde diese Generation wirklich so erzogen? Gibt es keine Grenzen mehr im Umgang miteinander in den sozialen Netzwerken? Ich kann darüber nur den Kopf schütteln. Ich frage mich auch, wie man das wieder hinbekommen könnte, dass die Leute verstehen, dass es Momente gibt, wo Hohn und Schmäh einfach nur unangebracht sind. Bewegen sich nur die Schreihälse in den sozialen Netzwerken und alle anderen haben sie längst verlassen? Es ist ein Armutszeugnis.


Das gab es schon immer. Früher haben die Menschen am Stammtisch gepöpelt und nur die 4 Stammtischkollegen haben es gehört.
Oder in der Firma wurde z.b. gegen Ausländer gehetzt. Hab ich wöhrend meines Praktikums selbst erlebt, wie manche Arbeiter geredet haben.

Heute kann die Hetze halt jeder auf FB lesen.

waden 19.06.2017 14:38

Zitat:

Zitat von MattF (Beitrag 1310273)
Das gab es schon immer. Früher haben die Menschen am Stammtisch gepöpelt und nur die 4 Stammtischkollegen haben es gehört.
Oder in der Firma wurde z.b. gegen Ausländer gehetzt. Hab ich wöhrend meines Praktikums selbst erlebt, wie manche Arbeiter geredet haben.

Heute kann die Hetze halt jeder auf FB lesen.

Früher waren die Dorftrottel isoliert, heute können sie sich dank Filterblase als Mehrheit fühlen

flaix 19.06.2017 16:39

Zitat:

Zitat von su.pa (Beitrag 1310250)
Ich weiß nicht, ihm wird immer die Wiedervereinigung gutgeschrieben. Aber vielleicht war es sowieso an der Zeit und jeder andere Kanzler hätte es auch gemacht.

das ist ganz einfach zu recherchieren. Der andere, theoretisch mögliche Kanzler wäre damals Lafontaine gewesen. Die Position der SPD damals zur Wiedervereinigung und zur Währungsunion war irgendetwas zwischen zögerlich und ablehnend.

Hätte Kohl als begnadeter Populist damals die Chance nicht ergriffen und mit seinem Freund Gorbatschow die Idee der deustchen Einheit, eingebettet in eine grosse europäische Vision, durchgesetzt......dann hätten mindestens die Briten es verhindert.

Ohne Kohl und seine Politik mit Frankreich, Polen und Russland ein neues Niveau zu erreichen ohne dabei die Amerikaner zu verärgern, wäre das Alles nicht so gekommen. Erst Jahre später und wirtschaftlich unglücklicher.

Der war ein ganz Grosser was das betrifft.

MattF 19.06.2017 16:47

Zitat:

Zitat von flaix (Beitrag 1310510)
das ist ganz einfach zu recherchieren. Der andere, theoretisch mögliche Kanzler wäre damals Lafontaine gewesen. Die Position der SPD damals zur Wiedervereinigung und zur Währungsunion war irgendetwas zwischen zögerlich und ablehnend.


Aus gutem Grund.

So wie vorrausgesagt ist es ja auch gekommen.

Riesen Kosten und einige Wenige haben abgesahnt.
Deutschland stand 1998 kurz vor dem Ruin (der kranke Mann Europas).

MfG
Matthias


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