triathlon-szene.de | Europas aktivstes Triathlon Forum - Adipositas adieu oder Tod dem Konjunktiv!

Lange , sehr lange, habe ich mir überlegt, ob ich die Welt mit einem weiteren Blog belasten soll. Oft werden ja lautere Motive vorgeschoben, um die Nabelschau zu rechtfertigen. Hier nicht. Ich will meine Freßstörung „therapieren“. Durch sozialen Druck. Ich will mich rechtfertigen müssen. Ich will mich selber beobachten müssen.

Aus Erfahrung weiß ich, daß ich nur so die fünf schwachen Minuten überstehen kann, die die entbehrungsreichen Anstrengungen der restlichen 23 Stunden 55 Minuten mittels einer orgiastischen Druckbetankung mit Kohlenhydraten zunichte machen.

Vor ein paar Jahren hatte ich mir eingestehen müssen, daß aus dem jungen Mann mit Sportabitur, dem hoffnungsvollen Nachwuchstorjäger in der Fußball-Bezirksliga, ein vollgefressener Zuckerjunkie mit Gichtanfällen und Diabetes 2 geworden war. Ein Kompensationesser, der beruflichen Stress (und den gab es reichlich) mit „gutem“ Essen und noch guterem Alkohol auszugleichen meinte.

Eine radikale Änderung meiner Lebensgewohnheiten brachte mich innerhalb von einem halben Jahr von 120 auf 90 Kilo und ins Ziel der Bike Transalp Challenge. Seither bewege ich mich gewichtstechnisch in etwa auf diesem Niveau, kann es aber nur durch mindestens 10 Stunden Sport in der Woche halten. Mache ich weniger, habe ich mehr Zeit zum Essen –schwupps- schon schnelle ich der magischen Hunderter-Grenze entgegen.

In den letzten Jahren habe ich alle möglichen Ausdauerwettkämpfe bestritten. Zuerst mit einem einzigen Ziel: Ankommen. Im Zeitverlauf dann mit dem natürlichen Bedürfnis, persönliche Bestzeiten zu verbessern. Und ich versuche mich an immer extremeren Veranstaltungen. Warum? „Why does a dog lick his balls? Because he can!“

“Einfach, weil ich‘s kann.“ Das ist für jemand, der sein eigentlich sportliches Ich 25 Jahre lang selber weggesperrt hatte, ganz klar die größte Motivation. Das adipöse Schwein von früher macht heute Sachen, bei denen vielen Spargeln die Augen rausfallen.
Tief im Innern bin ich leider immer noch ein unbeherrschter, fresswütiger Müllschlucker, der nur durch Respekt vor sehr anspruchsvollen Zielen im Zaum gehalten werden kann. Wenn es sich bei diesen Zielen aber um die bloße Verbesserung von persönlichen Bestleistungen dreht, dann ist der Ansporn mittlerweile nicht mehr groß genug.

Marathon,Triahtlon-Langdistanz, Paris-Brest-Paris. Alles wurde in respektablen Zeiten mit mindestens 10 Kilo Übergewicht erledigt. Ich will jetzt aber wissen, wie gut ich wirklich sein kann. Ohne Übergewicht. Für mich heißt das: „Welche Zeiten kann ich ohne Übergewicht erreichen?“ Das reicht aber- wie gesagt - als Motivation nicht aus.

Deshalb habe ich mir den Inferno-Triathlon als Angstszenario für meine finale Abspeck-Saison 2012 rausgesucht. Da ich die herrliche Gegend vom Skifahren her recht genau kenne und richtiggehend liebgewonnen habe, weiß ich, daß ich mit meinem derzeitigen Gewicht keine Chance hätte, mich auf den Gipfel des Schilthorns zu schleppen. In meinem Kopf sehe ich mich schon als schlanker Athlet den Gipfelgrat entlangkraxeln. Diese Vorstellung soll mir als Leitbild dienen. Der Blog als Korrektiv, wenn ich wieder einen „Mir doch wurscht“-Anfall bekomme.

Mein Schwerpunkt hier soll nicht im Aufzählen und Diskutieren der Trainingseinheiten liegen, obwohl ich das nach Lust und Laune natürlich auch tun werde. Vielmehr möchte ich mich gerne mit Leuten austauschen, die sich mit dem gleichen Thema beschäftigen.

Sich einmal im Leben topfit fühlen.
An den Start von irgendeinem Rennen zu gehen, ohne tausend Ausreden und Entschuldigungen im Hinterkopf zu haben.

Ich will nicht mehr Klassenbester in der BMI/Zeit-Wertung sein.
„Von den Dicken war ich aber der Schnellste“.
„Für Dein Gewicht kommst aber super den Berg hoch.“.
„Wie schnell könntest Du mit 10 Kilo weniger sein?“

Scheiß drauf!

Tod dem Konjunktiv!

Freue mich auf Kritik, Anregungen und Schmähungen jeglicher Art.