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MattF 14.03.2017 14:04

Zitat:

Zitat von DocTom (Beitrag 1295848)

http://www.wiwo.de/finanzen/geldanla.../11388748.html

15,5% Rendite auf Ihre Milliardenanlagen ist wohl nicht negativ...
;)


Die bekommt man aber nicht von der Bank, auf sichere Sparkonten.

MfG
Matthias

captainbeefheart 14.03.2017 14:11

Zitat:

Zitat von Necon (Beitrag 1295791)
Wenn man sich die Entwicklung unserer Gesellschaft mal so ansieht
...

Wo liegen die Probleme ein Bedingungsloses Grundeinkommen einzuführen?
Ist unsere Gesellschaft für so etwas bereit?
Wie würde es unsere Gesellschaft verändern?

Anders als die zum Teil schon theoretisch unlogischen Konstruktionsprinzipien der "zinslosen Wirtschaft", sehe ich das bedingungslose Grundeinkommen als durchaus überlegenswert und auch umsetzbar an.

Wir können aus den Effekten der Digitalisierung (z.B. immer mehr einfache Jobs werden automatisiert) und des demografischen Wandels (z.B. deutlich höhere Lebenserwartung bei gleichzeitig weniger Nachwuchs, Nettoreproduktionsrate aktuell 1,44) ableiten, dass sich Stellenwert und Art von "Arbeit" in den nächsten 20 Jahre sehr deutlich ändern wird. Gleichzeitig haben wir heute schon eine fast unübersehbare Vielfalt an sozialen Transferleistungen. Daher ist die Frage wie wir das in Zukunft organisieren wollen, eine unmittelbar berechtigte.

Die Bündelung der unterschiedlichen Sozialleistungen auf EIN bedingungsloses Grundeinkommen nimmt zum einen Komplexität und Komplexitätskosten aus dem System und hat potenziell ökonomische Vorteile. Zum anderen fällt die Stigmatisierung von Empfängern weg. Gekoppelt mit dem Hintergrund, dass sich dann auch Engagement in Leistungsbereichen entwickeln kann, die heute nicht als zu entlohnende "Arbeit" gelten (z.B. gemeinnützige Arbeit), gibt es eine ganze Reihe von Vorteilen.

Nachdem keine weiß, wie sich theoretische Vorteile in der Praxis wirklich entwickeln, bin ich den Finnen (dass die Skandinavier in diesen Themen sehr oft innovativ sind ...) dankbar, dass sie dazu einen Pilotversuch gestartet haben und wir auf Basis von empirischen Ergebnissen sehen, ob das eine erfolgversprechende Idee ist, oder eben nicht.

Adept 14.03.2017 14:15

Zitat:

Zitat von captainbeefheart (Beitrag 1295853)
Hast Du für diese Behauptung irgendwelche Hinweise, Belege, Zahlen?

Nach meiner Kenntnis haben wir heute die höchste Abiturquote ever: Von 1992 West 33% und Ost 23% auf 2010 49%.

Und der Anteil Uni-und FH-Absolventen hat sich von 1990 14% auf 2010 29% verdoppelt.

Höhere Ausbildung heisst nicht (mehr) höherer Wohlstand. Und die Anforderungen an einen Job haben sich in den letzten 30 Jahren deutlich erhöht, zB. früher Ausbildung jetzt Studium notwendig.

Ergo würde ich auch sagen, dass die meisten vom Wohlstand her ähnlich wie das Elterhaus angesiedelt sind, trotz möglich höherer Ausbildung.

qbz 14.03.2017 14:28

Wer sich mit der wachsenden Ungleichheit im Kapitalismus beschäftigen will, kommt IMHO an den empirischen Studien von Piketty, Kapital im 21. Jahrhundert nicht vorbei.

Er weist anhand einer Fülle von Daten nach:

"Zwischen 1930 und 1975 ist der Trend zu steigender Ungleichheit im Kapitalismus durch einige ungewöhnliche Umstände zunächst umgekehrt worden: Zwei Weltkriege, die Great Depression und eine durch Verschuldung herbeigeführte Rezession vernichteten eine große Menge Vermögen, insbesondere Vermögen der finanziellen Elite.[5]

Die Schlussfolgerung Kuznets’ aus dieser Entwicklung des 20. Jahrhunderts: Wachsende große Ungleichheit sei nur ein Problem des frühen Kapitalismus und habe sich durch (a) Konkurrenz, (b) Innovationen und (c) freie Märkte wieder zurückgebildet hält Piketty in ihrer Allgemeinheit für falsch.

„Es gibt letztlich keinen Grund, weshalb wir glauben müssten, dass Wachstum automatisch ausgeglichen ist […]. Viel zu lange haben Ökonomen die Vermögensverteilung vernachlässigt, teilweise wegen Kuznets’ optimistischen Schlussfolgerungen und teilweise wegen des übermäßigen Enthusiasmus der Disziplin für vereinfachende mathematische Modelle.“[6]

Denn nach 1975 stieg die Ungleichheit, und die kapitalistische Weltwirtschaft kehrte zum Patrimonialen Kapitalismus zurück, es komme zu einer Refeudalisierung. Im Patrimonialen Kapitalismus wird die Wirtschaft von ererbtem Vermögen dominiert, in deren Folge es zu einer Oligarchie kommt.[7]

Piketty erklärt, dass die Ungleichheit sowohl die Demokratie als auch die wirtschaftliche Basis der Gesellschaft bedrohe. Die Demokratie sei bedroht, da Vermögenskonzentrationen Machtkonzentrationen bedeuteten und die politische und gesellschaftliche Teilhabe der Mehrheit der Gesellschaft verringerten. Die wirtschaftliche Grundlage der Gesellschaft sei bedroht, da ohne Verringerung der Einkommensungleichheit und insbesondere Vermögensungleichheit möglicherweise zukünftig geringes Wirtschaftswachstum herrschen werde."


https://de.wikipedia.org/wiki/Das_Kapital_im_21._Jahrhundert#Ankn.C3.BCpfungspun kte_an_historische_Analysen

In diesem Zusammenhang kommt einer stark progressiven Einkommensteuer, der Erbschaftssteuer sowie der Vermögenssteuer eine zentrale Funktion für die soziale Gerechtigkeit und den Erhalt der Demokratie zu.

Schwarzfahrer 14.03.2017 14:49

Zitat:

Zitat von captainbeefheart (Beitrag 1295853)
Nach meiner Kenntnis haben wir heute die höchste Abiturquote ever: Von 1992 West 33% und Ost 23% auf 2010 49%.

Wobei zu klären wäre, wieviele von den 49 % die Abiturprüfung des Jahres 1992 noch bestehen würde... Der Unterschied im Niveau des Abiturs zwischen damals und heute erlaubt keinen fairen Vergleich. Nur ist Abitur inzwischen für immer mehr Berufe Voraussetzung - auch weil das Niveau am anderen Ende (Hauptschulabschluß) soweit abgesackt ist, daß man auch für einfacher Berufe auf die nächsthöhere Schulbildungsstufe zurückgreift.

Übrigens steigt angeblich die Zahl derer, die in dritter Generation von Hartz4 leben und die Hauptschule kaum schaffen auch stetig an - klingt nicht danach, daß man leicht aus dem niedrigen sozialen Status rauskommt.

DocTom 14.03.2017 14:49

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1295871)
...in diesem Zusammenhang kommt einer stark progressiven Einkommensteuer, der Erbschaftssteuer sowie der Vermögenssteuer eine zentrale Funktion für die soziale Gerechtigkeit und den Erhalt der Demokratie zu.

...was aber aktuell in D mMn nicht ausreichend genutzt wird.:Huhu:
Ich nenne das moderne Versklavung der Massen, mit Brot und Spielen ruhig gehalten.
Und ganz im Ernst glaube ich, Herr März hatte recht. Der Staat könnte alle Steuerausnahmeregelungen abschaffen, den Satz auf den früher üblichen zehnt setzen und würde meiner Meinung nach noch mehr Steuern einnehmen, als bisher.

Im Übrigen testen auch die Niederlande das bedingungslose Grundeinkommen.:Blumen:
Wikipedia erläutert es ganz gut
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Bedi...Grundeinkommen

@Matt: Milliardäre legen ihr Geld natürlich nicht auf Sparbücher, deren Anteile an Unternehmen, z.B. Banken, wurden aber vom Steuerzahler gerettet, mit von den Reichen nicht gezahlten Steuern. Also eigentlich riesige Renditen auf für die Reichen risikolose Anlagen. Sind halt lt. Politik alles systemrelevante Unternehmen.
Bezeichnend hier aufgezeigt, wie es läuft:
http://www.stern.de/wirtschaft/news/...--7360044.html
Verluste sozialisieren, Gewinne privatisieren.
omtc
Thomas

MattF 14.03.2017 14:56

Zitat:

Zitat von Adept (Beitrag 1295867)

Ergo würde ich auch sagen, dass die meisten vom Wohlstand her ähnlich wie das Elterhaus angesiedelt sind, trotz möglich höherer Ausbildung.


Ist oder wäre das schlimm?

Der Spruch: Meine Kinder sollen es mal besser haben, kann bei vielen nicht mehr funktionieren. wir können nicht alle Professoren oder Chef werden.
Unsere Gesellschaft (im Westen) hat ein Niveau erreicht wo in Zukunft weniger Konsum notwendig wäre.

Wobei ja gut gehen gar nicht unbedingt was mit materiellem Konsum zu tun hat.
Was bringt es sau viel zu verdienen und dafür keine Zeit zu haben das Geld auszugehen?

Wäre es nicht besser wir wären mit weniger Konsum zufrieden (Vermeintlicher Wohlstandsverlust) und hätten dafür mehr Zeit für sich und andere Menschen?

Ins triathletische übersetzt, muss man sich alle 2 Jahre einen neuen Hobel für 5000 € kaufen oder reicht nicht auch ein Rad alle 10 Jahre und dafür mehr Zeit zum trainieren?

DocTom 14.03.2017 15:56

Zitat:

Zitat von MattF (Beitrag 1295875)
?..wir können nicht alle Professoren oder Chef werden.
...
Ins triathletische übersetzt, muss man sich alle 2 Jahre einen neuen Hobel für 5000 € kaufen oder reicht nicht auch ein Rad alle 10 Jahre und dafür mehr Zeit zum trainieren?

Das wird uns doch aber suggeriert. Bildung, Bildung, Bildung und Du wirst auch was. Und das stimmt so nicht mehr.
Wenn Kapital ohne Arbeit in D weiteres Kapital generiert, sollte es auch hinreichend besteuert werden, um den Anteil an den gesellschaftlichen Kosten proportional mitzutragen.

Ansonsten, Matt, denke ich, denken wir ziemlich ähnlich.
Nur würde ich mir gerne einfach so mal ohne gross drüber nachzudenken einen Trialuxushobel leisten. Das erlaubt aber meine Vernunft, die Verantwortung und die Selbständigkeit nicht wirklich. Daher gehe ich auf gebraucht, gut günstig. :Blumen:

BTW, das bge würde auch generell Arbeit in D wieder günstiger machen. Dann könnten unsere Spitzeningeniöre auch wieder für Spitzenproduktion in D entwickeln.
Und die Leute, die heute schon mit hartz IV zufrieden sind, bekommst eh nicht in grosser Zahl zurück in den Arbeitsmarkt. Denen wird nur die Hängematte etwas leichter erreichbar gemacht. Der Lebensstil wäre vom eigenen Engagement im Arbeitsleben abhängig, aber immer grundgesichert. Die Zufriedenheit würde sicher steigen!
:Blumen:
Thomas


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