triathlon-szene.de |  Europas aktivstes Triathlon  Forum

triathlon-szene.de | Europas aktivstes Triathlon Forum (https://www.triathlon-szene.de/forum/index.php)
-   Ironman Frankfurt (https://www.triathlon-szene.de/forum/forumdisplay.php?f=38)
-   -   Rennbericht - Meine Ironman Premiere Frankfurt 2012 (https://www.triathlon-szene.de/forum/showthread.php?t=24409)

Nepumuk 18.07.2012 16:53

Rennbericht - Meine Ironman Premiere Frankfurt 2012
 
Prolog
05. Juli 2009 - Ironman in Frankfurt, Timo Bracht gewinnt in einer Zeit von knapp unter 8h, ich gucke zu. Beim Zuschauen setzt sich bei mir der Gedanke fest, selbst einmal bei dieser Veranstaltung teilzunehmen. Viel „Sportliches“ habe ich zu dem Zeitpunkt nicht vorzuweisen, einen mäßig gelaufenen Mainz-Marathon aus 2008 und ein paar Halbmarathons. Das reicht nun wirklich nicht als Basis um beim Ironman bestehen zu können, ein Plan muss her.
Der Plan fällt dann recht simpel aus: Mehr Laufen, mehr Schwimmen (Start bei „0“) und mehr Radfahren (Start auch bei „0“). 2012 werde ich 40, da will ich in Frankfurt dabei sein! Das sind 3 Jahre Zeit, das sollte wohl langen. Flugs werden noch ein paar Zwischenziele gesteckt (2009 Frankfurt Marathon, 2010 die ersten Triathlons, 2011 zwei Mitteldistanzen) und es geht ans Werk.

Rennmorgen 08. Juli 2012

4:30 Uhr – wir sitzen im Auto auf dem Weg zum Langener Waldsee. Die 3 Jahre sind rum, die Zwischenziele sind erfolgreich abgearbeitet, heute ist der große Tag. Viele Gedanken gehen mir durch den Kopf, selbstverständlich bin ich – wie bei jedem größeren Wettkampf – ziemlich aufgeregt. Eigentlich habe ich wenig Grund mir Sorgen zu machen. Seit Anfang November war ich weder verletzt noch krank und konnte soviel trainieren wie noch nie zuvor, das muss einfach reichen. 3200km auf dem Rad, 1050km Laufen und 85km Schwimmen sind für Manchen hier aus dem Forum ein Klacks, für mich war's viel, manchmal auch zuviel.
Nur die Wettervorhersage beunruhigt mich; vorausgesagt sind 25°C und nur gelegentlich leichter Regen – das ist mir zum Laufen definitiv zu warm.

Schwimmen
6.30 Uhr – in der Wechselzone ist alles vorbereitet, ich mache mich auf zum Schwimmstart. Es quetschen sich unglaublich viele Leute in Neoprenanzügen und roten Badekappen zum Schwimmstart, meine Aufregung steigt. Um 6.45 Uhr startet die erste Welle mit den Profis und einigen Altersklasse-Athleten, aber dafür hab ich jetzt keinen Blick. Um 6.50 Uhr bin ich endlich im Wasser und suche mir meinen Platz. Der See hat fast 24°C und ist damit definitiv zu warm um im Neo zu schwimmen, aber auf den Vorteil der Schwimmhilfe will ich dann alleine auch nicht verzichten.
Um 7 Uhr geht es endlich los, rund 2000 Athleten schwimmen gleichzeitig los. Mein Versuch, mich weit rechts einzuordnen um einigermaßen in Ruhe schwimmen zu können, hat nicht geklappt, ich bin mitten drin im Gewühle. Auf dem ersten Kilometer herrscht ein munteres Gekloppe, Geschlage und Geschubse – mehrfach muss ich meine in grauer Vorzeit angeeigneten Kenntnisse im Unterwasser-Rugby anwenden um mich meiner werten Mitstreiter zu erwehren….erst nach der zweite Wendeboje kann ich ohne Störungen meinen Rhythmus schwimmen.
Unterwegs frage ich mich immer wieder, warum manche Leute eigentlich unbedingt Triathlon machen wollen, wenn sie doch nicht richtig Schwimmen können – es gibt doch auch schöne Duathlons. Mehr als 1:10h wollte ich für’s Schwimmen nicht brauchen, nach 1:06h war ich fertig. Das war sehr zufriedenstellend.

Radfahren (oder auch Schwimmen Teil 2)
Durch den tiefen Sand am Ufer ging’s auf den langen Weg in die Wechselzone. Hier lief alles wie immer, bloß keine Experimente, Neo aus, Schuhe an, Helm auf, Sonnenbrille an – los geht’s.
Um 8.13 Uhr saß ich auf dem Rad, das passte. Was nicht mehr passte, war das Wetter – es begann zu regnen. Zuerst leicht, dann immer stärker, schließlich wolkenbruchartig. Das war so nicht vorhergesagt. Meine Weste und meine helle Sonnenbrille hatte ich aufgrund der Wettervorhersage gleich zuhause gelassen. Jetzt war es eben ziemlich dunkel und recht kühl auf dem Rad. Aber egal, das Tempo war prima und ich rollte munter und locker hoch auf „the Beast“, durch „the Hell“ und über den „Hühnerberg“ Richtung Friedberg. Der Regen wurde zwar immer schlimmer, aber das macht mir nicht viel aus, allerdings wurde auch der Wind immer stärker. Das Wasser steht teilweise zentimeterhoch in den Spurrinnen auf der Straße, alles ist klatsch nass; bloß nicht irgendwo ausrutschen, dann ist das Rennen vielleicht hier schon vorbei.
Von Friedberg geht die Radstrecke über die Hügel Richtung Bad Vilbel zum Heartbreakhill – 25km direkt gegen den kräftigen Wind. So war das eigentlich nicht gedacht, aber nach gut 3h Stunden hatte ich dann doch die 100km-Marke in Frankfurt passiert und ging auf die 2. Runde. Langsam hörte auch der Regen auf und die Sonne kam zum Vorschein, nur der Wind blieb. Die 150km-Marke waren nach gut 4:30 h erreicht, was für mich eine Superzeit ist. Eine richtig gute Radzeit wurde dann aber vom Wind regelrecht zerblasen. Die letzten 30km waren schwer, sehr schwer. Der nun stürmische Wind kam direkt von vorne und hat wohl den meisten Teilnehmern den Schnitt verhagelt. Ich hatte hier nun wirklich keine Lust mehr auf Radfahren und wollte endlich mit dem Laufen anfangen. Gegen 14 Uhr und nach 5:48h auf dem Rad war ist dann endlich in der zweiten Wechselzone.

Laufen
Laufen ist definitiv meine schwächste Disziplin und der Marathon ist meine schlechteste Laufdisziplin – „beste“ Voraussetzungen also. Trotzdem freute ich mich nach dem unschönen Radfahren auf das Laufen. 4 Runden am Main entlang durch Frankfurt, das kann doch nicht so schwer sein.
Der Wechsel ist schnell erledigt und ich fühle mich gut. So gut, dass ich die optimistische Variante für den Lauf in Angriff nehme – jede Runde will ich in einer Stunde schaffen. Damit wäre ich nach etwa 11 Stunden im Ziel. Eigentlich weiß ich, dass das für meinen Trainingsstand zu schnell ist, aber ich wollte es wenigstens versuchen.
Die erste Runde geht dann auch noch ganz locker von der Hand. Nur unterbrochen durch zwei kurze Zwischenstopps an den mit Kuchen, Obst und Brezeln abwechselungsreich ausgestatteten Verpflegungsständen ist die erste Runde nach einer knappen Stunde erledigt. Mittlerweile scheint die Sonne auf weite Teile der Laufstrecke und ich muss immer wieder mit Wasser kühlen. Die zweite Runde läuft zunächst auch gut, aber die hohen Temperaturen machen mir immer mehr zu schaffen. Gegen Ende der zweiten Runde kann ich das Tempo nicht mehr halten und werden deutlich langsamer. Einen solchen Effekt hatte ich schon erwartet, das kenne ich von anderen Läufen bei hohen Temperaturen, allerdings hatte ich gehofft, dass es erst später in Rennen auftritt.
Zwar ist die zweite Runde noch in wenig mehr als einer Stunde erledigt, aber jetzt beginnt das große Leiden. Die Beine sind bleischwer, mir ist viel zu warm, an Durchlaufen ist nicht zu denken. Immer wieder muss ich Gehpausen einlegen und zwischendurch ist bestenfalls langsames Traben möglich. Die Zeit verrinnt, die dritte Runde zieht sich endlos hin. Ich schleppe mich weiter, immer wieder angefeuert durch ausdauernde Zuschauer und Helfer. Auch wenn’s bestimmt nicht danach ausgesehen hat, das hat echt weiter geholfen.
Irgendwann durfte ich dann aber doch mein drittes Rundenbändchen in Empfang nehmen. Für die dritte Runde benötigte ich fast 1,5h; um 17.30 Uhr (nach 10:30h unterwegs) bin ich bei KM 32,5 – noch 10km bis ins Ziel. 10km in einer Stunde zu laufen ist normalerweise kein Problem, eine Zeit unter 11:30h also durchaus noch drin. Nach über 10h unterwegs ist es das dann aber doch nicht einfach. Zwar erhole ich mich in der vierten Runde deutlich und kann die Runde weitgehend durchlaufen, aber eben nicht im gewünschten Tempo, eine Zeit unter 11:30h schaffe ich so nicht mehr.
Um 18.35 Uhr darf ich endlich den Abzweig auf den Römerberg nehmen. Der Zieleinlauf ist überwältigend. Der rote Teppich und die Menschenmenge hinter den Absperrgittern, das ist einfach toll. Nach 11:36:06h überquere ich die Ziellinie, nehme Medaille und Sparkassen-Handtuch in Empfang und werde von einer netten Helferin in den „Athletes Garden“ begleitet.

09.07.2012
Es ist vollbracht. Eine Zeit unter 12h sollte es werden, das ist mir gelungen. Heute tun mir diverse Körperteile mehr oder weniger weh, aber auch das ist in Ordnung. Jetzt ist erstmal Erholung angesagt. Wann ich noch mal eine Langdistanz mache, weiß ich noch nicht. Vielleicht nächstes Jahr im September in England? Da sollte es dann doch mein Lieblingslaufwetter geben, 10° und Nieselregen.

Ein Ironman wird es aber wohl eher nicht werden. Das Rennen war sehr gut organisiert, die Helfer waren top, aber einige Qualitätsmängel (z.B. Finisher-Shirt, After-Race-Verpflegung, fehlende Zwischenzeiten) passen eben nicht zu dem aufgerufenen Startgeld. Vor allem ist mir die ganze Voranstaltung aber viel zu Hawaii-zentriert. Da ich nie (zumindest nicht als Teilnehmer) nach Hawaii kommen werde, fühlte ich mich dann doch immer leicht fehl am Platze. Da waren mir die beiden Challenges im letzten Jahr deutlich sympathischer. Trotz gewisser Einschränkungen kann ich den IM in Frankfurt anderen Ersttäter aber durchaus empfehlen.

aims 18.07.2012 17:18

Gratulation, ist doch eine tolle Leistung!

Und schön geschrieben.

Grüße,

Nico.

bandon1100 18.07.2012 17:32

Fand es auch super geschrieben. Bei dem Wetter ist die Leistung nochmal höher einzuordnen.

Finde es zudem super, dass du dir einen Plan gemacht hast und den durchgezogen hast.

Road_Runner 18.07.2012 17:38

Zitat:

Zitat von Nepumuk (Beitrag 779611)
PrologVor allem ist mir die ganze Voranstaltung aber viel zu Hawaii-zentriert. Da ich nie (zumindest nicht als Teilnehmer) nach Hawaii kommen werde, fühlte ich mich dann doch immer leicht fehl am Platze.

Woran merkt man das "Hawaii-zentriert" ?

FLOW RIDER 18.07.2012 17:50

Zitat:

Zitat von Nepumuk (Beitrag 779611)
05. Juli 2009 - Ironman in Frankfurt, Timo Bracht gewinnt in einer Zeit von knapp unter 8h, ich gucke zu. Beim Zuschauen setzt sich bei mir der Gedanke fest, selbst einmal bei dieser Veranstaltung teilzunehmen. Viel „Sportliches“ habe ich zu dem Zeitpunkt nicht vorzuweisen, einen mäßig gelaufenen Mainz-Marathon aus 2008 und ein paar Halbmarathons. Das reicht nun wirklich nicht als Basis um beim Ironman bestehen zu können, ein Plan muss her.
Der Plan fällt dann recht simpel aus: Mehr Laufen, mehr Schwimmen (Start bei „0“) und mehr Radfahren (Start auch bei „0“). 2012 werde ich 40, da will ich in Frankfurt dabei sein! Das sind 3 Jahre Zeit, das sollte wohl langen. Flugs werden noch ein paar Zwischenziele gesteckt (2009 Frankfurt Marathon, 2010 die ersten Triathlons, 2011 zwei Mitteldistanzen) und es geht ans Werk.

Herzlichen Glückwunsch zum Finish :Blumen:

Dein Plan ist so wie mein Plan gerade ist.
Initialzünding war bei mir 2010
Bin da 40 geworden und habe meinen ersten Marathon im Herbst bestritten. 2011 die ersten Trias, 2012 zwei MDs und ein paar ODs. Und 2013 kommt mein erster IM aif mich zu. In Frankfurt.
Geplante Zeit ebenfalls 12h.
Wie waren denn Deine Marathonzeiten in 2009/2010/2011?
Welche MDs hast Du in welchen Zeiten 2011 gefinisht?
Wieviel hast Du dieses Jahr trainiert? :Huhu:

TriFra 18.07.2012 20:51

Auch von mir herzlichen Glückwunsch !!!

Das scheint ja hier der Ü40 nach Frankfurt Thread zu sein.
Deswegen darf ich mich hier auch outen. Ich bin seit 3 Jahren fleißig werde nächstes Jahr 45 und nehme in Frankfurt 2013 auch meine erste LD in Angriff.
Und solche Rennberichte wie deiner ermutigen mich ungemein. Danke :)

Claudi_tries 18.07.2012 20:53

Danke fürs Aufschreiben! :Blumen:

Und herzlichen Glückwunsch zum Finish! Super!

mimasoto 18.07.2012 20:55

Super Glückwunsch :)

genau das habe ich 2013 auch vor :cool:


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 14:51 Uhr.

Powered by vBulletin Version 3.6.1 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.